Der Standard

Gegen ein Leben ohne Ende

- Astrid Ebenführer

Endlich. Der Traum vom ewigen Leben wird wahr. Saufen? Egal. Die Leber regenerier­t sich sofort. Prellungen, Kratzer, Verletzung­en? Auch das macht nichts. Das Regenerier­ungsbad wird es schon richten. In der sechsteili­gen französisc­hen Serie Ad Vitam (ab Donnerstag im Hauptabend auf Arte und in der Mediathek) haben ungesunder Lebensstil, Unfälle oder andere Umstände, die bisher tödlich waren, keine Bedeutung. Dank einer neuen Technik wird sogar der Alterungsp­rozess gestoppt. Falten, Krankheite­n, das natürliche Ende, all das ist Geschichte.

Trotzdem ist das Leben kein Ponyhof, vor allem nicht für den Ermittler Darius Asram (überzeugen­d dargestell­t von Yvan Attal). Nicht nur, dass es auch ihn irgendwann nervt, alles schon einmal gesehen, erlebt, gehört zu haben, muss er sich auch mit einem kollekti- ven Selbstmord von Jugendlich­en auseinande­rsetzen. Denn die jungen Leute sind die Verlierer in einem System, in dem die Alten das Sagen haben, ihnen Platz fehlt, weil sich die ältere Generation nicht von einem Planeten verabschie­det, der eben nicht endlos Platz für alle bietet.

Serienmach­er Thomas Cailley verhandelt hier den Generation­enkonflikt geschickt in Form eines düsteren Krimis. Dunkle Farben überwiegen und unterstütz­en die negative Grundstimm­ung, die von Beginn an auf ganz finstere Geheimniss­e hinweist. Bis zur Aufklärung wird es noch dauern, Asram wird gemeinsam mit Undercover-Ermittleri­n Christa (Garance Marillier) tief eintauchen in die dystopisch­e Welt von Jugendlich­en, denen die Perspektiv­e fehlt, die aber noch Kraft haben, sich dem System zu widersetze­n, und Sterben als Befreiungs­akt feiern. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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