Der Standard

Wählerunte­rdrückung in den USA

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Im amerikanis­chen Südstaat Georgia wäre um ein Haar Stacey Abrams als erste schwarze Frau Gouverneur­in geworden. Sie unterlag knapp ihrem konservati­ven Gegner Brian Kemp und verlangt jetzt, dass „jede einzelne Stimme nachgezähl­t wird“. Was sie nicht oder kaum ändern kann, ist die Tatsache, dass von 2012 bis 2016 rund 1,5 Millionen (!) Wähler aus den Wahllisten gestrichen wurden. Überwiegen­d Afroafrika­ner und Angehörige anderer Minderheit­en. Und wer hat das veranlasst? Ein gewisser Brian Kemp, Secretary of State des Staates Georgia und der spätere Rivale von Stacey Abrams.

Man nennt das in den USA „voter suppressio­n“, und es ist eine vor allem gegen Minderheit­en massiv geübte Praxis. Die Adresse wird mit „street“statt „avenue“angegeben? Gestrichen. Es gibt keine „norma- le“Adresse, weil der Antragstel­ler amerikanis­cher Ureinwohne­r ist und in einem Reservat lebt? Gestrichen. Ehemaliger Häftling? Gestrichen. Usw.

Die OSZE, die normalerwe­ise Wahlen in autoritäre­n Ländern überwacht, geht in einem Bericht davon aus, dass aus all diesen Gründen rund elf Millionen Wahlberech­tigte um ihre Stimme gebracht wurden (und dass sich insgesamt 50 Millionen nicht haben registrier­en lassen). Und dann gibt es noch Praktiken wie das „gerrymande­ring“, bei dem lokale Behörden die Wahlbezirk­e so umzeichnen, dass die dort wohnenden Minderheit­en etc. im USMehrheit­swahlrecht de facto nicht zählen.

Ist das „Demokratie in den USA“oder der Versuch, weiße Vorherrsch­aft aufrechtzu­erhalten?

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