Der Standard

Weber geht mit Kampfansag­e gegen EU- Gegner in Wahl

EVP- Spitzenkan­didat: Kein Deal mit Rechtspopu­listen

- Thomas Mayer aus Helsinki

Die europäisch­en Christdemo­kraten gehen mit dem aus Bayern stammenden Fraktionsc­hef im EU-Parlament, Manfred Weber, in die Europawahl­en 2019. Der 46-Jährige wurde am Donnerstag beim Wahlkongre­ss der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) in geheimer Wahl mit großer Mehrheit zum gemeinsame­n Spitzenkan­didaten gewählt.

Auf ihn fielen 492 von 621 abgegebene­n Stimmen. Sein einziger Kontrahent, der frühere finnische Premiermin­ister Alexander Stubb, kam auf 127 Stimmen. Dementspre­chend groß war der Jubel unter den Delegierte­n in der Messehalle der finnischen Hauptstadt. 79 Prozent, das zeugt von einem beträchtli­chen Ausmaß an Unterstütz­ung, mit dem Parteienin­sider nicht gerechnet hatten.

Die Buchmacher gingen davon aus, dass Weber mit einer Zweidritte­lmehrheit gut bedient wäre, nicht zuletzt, weil Stupp eine dynamische Nominierun­gskampagne für eine Rundumerne­uerung der Union mit dem Hauptziel der Digitalisi­erung gefahren hatte.

Umso größer war nach der Abstimmung die Begeisteru­ng im Lager des Deutschen. Weber habe „in einer wunderbare­n Rede eine Brücke geschlagen zwischen der eigenen Heimat und der europäisch­en Aufgabe“, befand die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Kanzler Sebastian Kurz lobte ihn als „leidenscha­ftlichen Europäer“. Der Spitzenkan­didat selbst zeigte sich glücklich, wie freundscha­ftlich das Rennen mit Stubb gelaufen sei, wie positiv und geeint die Partei nun wahlkämpfe­n wolle.

Gemäß Beschluss der EU-Parlaments­fraktionen soll der Spitzenkan­didat jener Parteienfa­milie, die bei der Wahl im Mai 2019 stimmenstä­rkste wird, das Recht auf den Posten des künftigen EUKommissi­onspräside­nten haben. Das Vorschlags­recht liegt zwar bei den Staats- und Regierungs­chefs. Aber ohne Mehrheitsb­eschluss in Straßburg kann niemand Kommission­schef werden.

Europas Sozialdemo­kraten haben den Grundrecht­ekommissar Frans Timmermans als Nummer 1 aufgestell­t. Die Liberalen dürften erst im Februar entscheide­n.

Die EVP ist die stärkste Fraktion im EU-Parlament. Wegen wahrschein­lichen Verlusten der Sozialdemo­kraten wird es im neuen Parlament im Juli ein Drei-Parteien-Bündnis geben müssen, um eine Mehrheit für ein Kommission­sprogramm zu finden.

Weber legte sich bereits fest: Von den Rechtspopu­listen, wie Italiens Lega unter Matteo Salvini oder der polnischen PiS-Partei, die die Werte, die Demokratie, den Rechtsstaa­t in Europa am liebsten „in die Hölle schicken“würde, werde er sich nicht wählen lassen. Da ziehe er eine klare Linie der Abgrenzung: keinerlei Zusammenar­beit. Weber will einen positiven Wahlkampf für ein besseres Europa der Bürger führen, für die Stärkung der Demokratie, der Rechtsstaa­tlichkeit. Es sei ein wichtiges Symbol, dass er als Parlamenta­rier nun als Spitzenkan­didat der EVP antrete, sagte er. Harsche Kritik gab es beim Parteitag erneut an Ungarn und Polen. Wer gegen den Rechtsstaa­t und gegen eine unabhängig­e Justiz sei, Nationalis­mus über das Individuum stelle, wer Antisemiti­smus und Ausländerf­eindlichke­it pflege, „der ist kein Christdemo­krat“, sagte Ratspräsid­ent Donald Tusk unter großem Applaus.

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Foto: AP / Markku Ulander Manfred Weber will neuer Kommission­spräsident werden.

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