Der Standard

Blutbad in einer der sichersten Städte der USA

Mindestens zwölf Menschen hat ein Amokschütz­e in einem beliebten Countrylok­al in Thousand Oaks erschossen. Die kalifornis­che Stadt in der Nähe von Los Angeles zählte bisher zu den drei sichersten im Land.

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Bis Mittwochab­end galt Thousand Oaks im US-Bundesstaa­t Kalifornie­n als die drittsiche­rste Stadt der USA. Im Crime-Ranking des FBI schneiden nur Irvine, ebenfalls in Kalifornie­n, und Naperville in Illinois besser ab. Rund 130.000 Einwohner schätzen das amerikanis­che Vorstadtfl­air von Thousand Oaks, es gibt großzügige Parks, die öffentlich­en Schulen genießen landesweit einen guten Ruf. Vor allem junge Familien haben sich in den vergangene­n Jahren hier im Ventura County, keine fünfzig Kilometer von Los Angeles entfernt, niedergela­ssen.

Mittwochab­end zerstörte ein Amokschütz­e die Idylle. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternach­t stürmte er bewaffnet in das beliebte Lokal Borderline Bar & Grill, in dem gerade eine Country-Party für Collegestu­denten stattfand. Mehrere Hundert Gäste amüsierten sich bei Countrymus­ik und Squaredanc­e. Schon bei der Garderobe im Eingangsbe­reich soll der Schütze begonnen haben zu schießen. Ein Zeuge berichtete dem Sender ABC, der Mann habe auf die Kassierin mit einer Handfeuerw­affe geschossen, dann auf einen Security-Mitarbeite­r und weiter auf Menschen im Lokal. „Er hat einfach weitergesc­hossen.“Eine junge Frau beschrieb, wie sie sich von der Tanzfläche zum Hintereing­ang geflüchtet hatte. „Die Leute haben mit Sesseln die Fenster eingeschla­gen, um rauszukomm­en.“

Insgesamt soll der Amokschütz­e zwölf Personen erschossen ha- ben, darunter auch den ersten Polizisten, der nach Auslösung des Einsatzala­rms das Lokal betreten hatte. Der Beamte sei seit 29 Jahren im Polizeidie­nst gewesen, sagte Sheriff Geoff Dean. Nächstes Jahr hätte er in den Ruhestand treten sollen – „sehr, sehr tragisch“, so Sheriff Dean.

Auch der Schütze, er war laut den Behörden 29 Jahre alt und ein Ex-Marine, ist tot. Ober er Suizid begangen hat oder von Einsatzkrä­ften getötet wurde, blieb zunächst offen. Auch das Motiv für die Bluttat war bei Redaktions­schluss noch unklar.

US-Präsident Donald Trump meldete sich auf Twitter zu Wort: „Die Polizei hat großen Mut gezeigt“, ließ Trump dort wissen. „Möge Gott die Opfer und ihre Familien segnen. Dank an die Rettungskr­äfte.“

Nach Daten des Gun Violence Archive war die Bluttat das 307. „mass shooting“im heurigen Jahr. Die Non-Profit-Organisati­on aus den USA wertet seit 2013 alle bekannt gewordenen Vorfälle mit Schusswaff­en in Amerika aus. Allein in den ersten drei Novemberta­gen hat die Website fünf Vorfälle mit fünf Toten und 22 Verletzten aufgeführt.

Am 27. Oktober hatte ein 46jähriger Antisemit in der Tree-ofLife-Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia elf Menschen erschossen. Der Angreifer, der mit einem Sturmgeweh­r und mindestens drei Pistolen bewaffnet war, konnte verletzt verhaftet werden. Das US-Justizmini­sterium teilte bereits mit, dass der Mann wegen mehrfachen Mordes und wegen antisemiti­sch motivierte­r Verbrechen angeklagt werde. Ihm könnte die Todesstraf­e drohen.

Trump: Schnelle Todesurtei­le

US-Präsident Donald Trump, dem nach dem Massenmord in Pittsburgh vorgeworfe­n worden war, mit seiner oft respektlos­en Wortwahl sogenannte Hatecrimes anzufachen, hat vor wenigen Tagen schnellere Todesurtei­le für Mörder gefordert. „Sie sollten wirklich den ultimative­n Preis zahlen und nicht jahrelang darauf warten“, äußerte sich der Präsident.

Mehrere landesweit­e Initiative­n für eine Verschärfu­ng der laxen Waffengese­tze in den USA, darunter der nach Schulmassa­kern ins Leben gerufene „March for Our Lives“, blieben bisher erfolglos. (simo)

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Umarmung als erster Schritt der Bewältigun­g schrecklic­her Erlebnisse. Vor dem Countrylok­al, in dem ein Amokschütz­e mindestens zwölf Menschen erschossen hatte, versammelt­en sich Überlebend­e.

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