Der Standard

Asia Bibi weiterhin in Pakistan

Aufenthalt­sort der freigelass­enen Christin geheim

-

Islamabad – Die Christin Asia Bibi befindet sich nach offizielle­n Angaben weiterhin in Pakistan. Das erklärte ein Sprecher des Außenminis­teriums in Islamabad am Donnerstag. Bibi war eine Woche nach dem Freispruch vom Vorwurf der Gottesläst­erung am Mittwochab­end auf freien Fuß gesetzt worden. 2010 war sie im vorwiegend muslimisch­en Pakistan zum Tode verurteilt worden.

Auch ihr Anwalt Saiful Mulook bestätigte dem dass sie an einem sicheren Ort in Pakistan sei. Er habe zwar nicht mit ihr in Kontakt treten können – niemand könne das –, aber sie sei in den Händen des Militärs. Zuletzt habe er sie Ende Oktober gesehen, als das Oberste Gericht Pakistans das Todesurtei­l gegen sie aufgehoben und sie vom Vorwurf der Blasphemie freigespro­chen hatte. Da sei sie gesund und in guter Verfassung gewesen.

Mulook selbst war am Samstag in die Niederland­e geflohen. Der niederländ­ische Außenminis­ter Stef Blok bot dem Juristen am Donnerstag eine zunächst auf drei Monate befristete Aufenthalt­serlaubnis an – als „Freund des Landes“, wie Mulook erklärt. „Ich wollte nicht kommen, aber die Uno bestand darauf, ein Flugzeug zu besteigen, weil mein Leben in Gefahr sei“, sagt Mulook. Eigentlich wollte er mit Asia Bibi gemeinsam kommen, doch das wäre nicht möglich gewesen. Den Fall von Bibi zu betreuen sei, wie 500.000 Blasphemie­fälle betreut zu haben, es sei, als habe er Atombomben um seinen Körper geschnallt. Nur „mit der Hilfe Gottes“würde er überleben. Er plant, bis zu zwei Jahre im Ausland zu bleiben – eine frühere Rückkehr wäre zu gefährlich.

Die Aufhebung des Todesurtei­ls gegen Asia Bibi hatte massive Proteste radikalisl­amischer Gruppen in Pakistan gegen die heute 51 Jahre alte fünffache Mutter ausgelöst. Die Proteste hörten erst auf, nachdem die Regierung und die Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) des radikalisl­amischen Klerikers Khadim Rizvi ein Abkommen geschlosse­n hatten.

Ihm zufolge will die pakistanis­che Regierung einen Revisionsa­ntrag gegen die Entscheidu­ng des Obersten Gerichts zulassen und Bibi am Verlassen des Landes hindern. Zubair Kasuri, ein Sprecher der TLP, sagte nun, die Regierung habe durch die Freilassun­g Bibis gegen die Vereinbaru­ng verstoßen. Die Partei halte jetzt ein Treffen ab, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Die Internatio­nale Gesellscha­ft für Menschenre­chte (IGFM) wies laut Kathpress am Donnerstag auf ähnliche Fälle hin. Derzeit säßen „noch dutzende Menschen wie Asia Bibi wegen angebliche­r Gottesläst­erung in pakistanis­chen Gefängniss­en“, erklärte die IGFM in Frankfurt.

Die pakistanis­che Menschenre­chtsanwält­in Aneeqa Anthony schreibt in einem Aufruf an die IGFM: „Einerseits ist es gut, dass Asia die verfolgten Minderheit­en Pakistans repräsenti­ert, anderersei­ts hat niemals eine Botschaft ein anderes Blasphemie­opfer unterstütz­t.“Es bestehe jetzt die akute Gefahr, dass Islamisten sich für die Freilassun­g Asia Bibis an anderen Christen rächen. (saw, APA)

 ?? Foto: AP ?? Ein Bild aus dem November 2010 von Asia Bibi.
Foto: AP Ein Bild aus dem November 2010 von Asia Bibi.

Newspapers in German

Newspapers from Austria