Der Standard

Wilde Gerüchte über Personalro­chaden

Die BVT-Affäre befeuert Spekulatio­nen zu Kickl und Goldgruber

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Wien – Nachhaltig­er als unter der ersten schwarz-blauen Regierung ist die Ministerau­swahl der Ära Kurz schon lange: Im Jahr 2000 hängte Michael Krüger seinen Job als Justizmini­ster schon nach einem Monat Amtszeit an den Nagel. Dieses Mal stehen die Chancen aber gut, dass die Regierung ihr zweites Jahr vollständi­g beginnt.

Wackelkand­idaten gibt es allerdings, vor allem in den Reihen der Freiheitli­chen. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat ihre Position nach einem turbulente­n ersten Halbjahr mittlerwei­le etwas stabilisie­rt. Sie könnte jedoch „Opfer“einer Rochade werden, die eine zentrale Parteifigu­r entlasten soll: den ehemaligen FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl. Dieser hat im Innenminis­terium die BVT-Affäre am Hals, deren Ausmaß durch die Handlungen seines Umfelds erst auf die bekannt große Dimension anschwoll.

Kickl hat sich sachpoliti­sch in den vergangene­n Jahren überwiegen­d mit Sozialpoli­tik beschäftig­t, ein Wechsel ins Sozialmini­sterium wäre also ebenso nachvollzi­ehbar wie gesichtswa­hrend. Als möglicher Nachfolger wird der langjährig­e Nationalra­tsabgeordn­ete Harald Stefan (FPÖ) genannt, dessen Mitgliedsc­haft in der hart rechts stehenden Burschensc­haft Olympia problemati­sch werden könnte.

Eine Rochade auf Ministereb­ene hätte den Nachteil, dass sie wie ein Schuldeing­eständnis wirkt. Deshalb wollen dem Vernehmen nach weder die FPÖ noch Kickl selbst, dass er geht. Im Notfall könnte Generalsek­retär Peter Goldgruber weggelobt werden, etwa zum Generaldir­ektor für Öffentlich­e Sicherheit. Oder er schnappt der derzeitige­n Generaldir­ektorin Michaela Kardeis die Stelle als USA-Verbindung­sbeamtin weg.

Beim BVT sitzt momentan Peter Gridling relativ fest im Sattel. Ambitionen werden Vize Dominik Fasching nachgesagt, der mit seinem Auftritt im U-Ausschuss jedoch einige Parlaments­fraktionen verärgerte.

Auch Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett wird Lust auf einen Wechsel ins BVT attestiert, er mischte jedoch in der BVT-Affäre zu sehr mit. Die Sportabtei­lung im Innenminis­terium, zu der Extremismu­sreferatsl­eiterin G. versetzt werden sollte, ist momentan nicht mehr frei. Diese leitet nun Andrea Rödlach, die Ehefrau des ehemaligen Landwirtsc­haftsminis­ters Andrä Rupprechte­r (ÖVP). (fsc)

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