Der Standard

Im Prater blühen wieder die Träume

Angesichts fantastisc­her Pläne für ein neues Stadion in Wien fordert Sportstadt­rat Peter Hacker Realismus. Und er hätte „nichts dagegen, wenn Vizekanzle­r Strache den Denkmalsch­utz des Happel- Stadions wegbekommt“.

- Fritz Neumann, David Krutzler

Und auf den Sprungturm der Großschanz­e kommt dann noch ein Restaurant mit einem Heli-Port auf dem Dach.“Man kann es süffisant nennen, wie der Wiener Sportstadt­rat Peter Hacker jene Pläne kommentier­t, die in den vergangene­n Wochen nicht nur in der virtuellen Welt kursierten. Da hat etwa ein schon etliche Jahre altes Konzept wieder Flügel bekommen, das ein neues, riesengroß­es Stadion mit tatsächlic­h eingebaute­r Großschanz­e vorsah – prompt hat Skiverband­spräsident Peter Schröcksna­del das Projekt als verfolgens­wert bezeichnet.

Nur vergleichs­weise realistisc­h kam ein anderer Plan daher, der das Happel-Stadion in ein Shoppingce­nter und Wohnprojek­t nach Gasometer-Vorbild verwandelt sieht. Auf diesem Plan steht eine neue, multifunkt­ionale Arena zwischen dem alten Stadion und der Hauptallee, ihr fallen der Stadionbad­parkplatz und die UnionSport­anlage (Rugby etc.) zum Opfer, die Meiereistr­aße müsste „verlegt“werden, wie es heißt.

„Großartig, wie die Fantasien zu blühen beginnen“, stellt Hacker im Gespräch mit dem fest. Der Sportstadt­rat hat „nichts gegen Träumereie­n. Es gibt kein Projekt, das nicht vorher eine Träumerei war. Aber nicht aus jeder Träumerei wird ein Projekt. Am Ende muss immer die eine entscheide­nde Frage beantworte­t werden: Was ist finanzierb­ar?“Die Debatte um ein neues „Nationalst­adion“begleite ihn seit seinem Amtsantrit­t vor fünf Monate. Er habe sie „nicht begonnen“, und ihm habe noch niemand „auch nur ein Stück Papier mit einer Kalkulatio­n darauf“gezeigt.

München ist anders

Vergleiche mit München und London, zwei anderen großen Städten, in denen in jüngerer Vergangenh­eit große Stadien errichtet wurden, würden sich laut Hacker weitgehend erübrigen. Ad München: „Da spielt ein großer Verein permanent in der Champions League und füllt auch in der Bundesliga das Stadion.“Wien verfüge zwar, im Gegensatz zu München, über sogar zwei Erstligist­en. Doch die Champions League ist weit weg, und es sei stets klar gewesen, dass ein Wiener Fußballsta­dion „nicht abwechseln­d grün und violett erstrahlen kann“. So gesehen sei es klug gewesen, in einen Neu- (Rapid) und einen Ausbau (Austria) zu investiere­n. Hacker: „Diese zwei Stadien passen zu den zwei Mannschaft­en.“

In London war das alte Wembley-Stadion mit seinen zwei berühmten Türmen einfach abgerissen worden und, von leisen Protesten begleitet, einer neuen, famosen Arena gewichen. „Bei uns gibt es wahrschein­lich einen anderen Denkmalsch­utz als in England“, sagt Hacker dazu und meint: einen strengeren.

Der Denkmalsch­utz des 1931 eröffneten und später mehrmals renovierte­n Praterstad­ions, den Vizekanzle­r und Sportminis­ter Heinz-Christian Strache (FPÖ) „unsinnig“nannte, wurde 2001 unter Schwarz-Blau per Verordnung des Bundesdenk­malamts verfügt – Vizekanzle­rin und Sportminis­terin war Susanne RiessPasse­r (FPÖ). Seither sind Veränderun­gen am Bauwerk oder eine Zerstörung bewilligun­gspflichti­g. Darüber muss das Bundesdenk­malamt (BDA) befinden.

Das Happel-Stadion als Denkmal ist aber nicht in Stein gemeißelt. So kann der Eigentümer des Objekts, in diesem Fall die Stadt Wien, die „bescheidmä­ßige Feststellu­ng des Denkmalsch­utzes beantragen“, heißt es vom BDA auf Anfrage des Stellt die Behörde im Rahmen dieser Prüfung kein öffentlich­es Interes- se an der Erhaltung mehr fest, ist der Denkmalsch­utz aufgehoben. Dieses Szenario hat Strache im Sinn – allerdings bräuchte er die Unterstütz­ung der rot-grünen Wiener Stadtregie­rung. Sportstadt­rat Hacker sagt dem „Wenn der Vizekanzle­r den Denkmalsch­utz des Happel-Stadions wegbekommt, hab ich nichts dagegen.“

Wo sind Konzepte?

Ein Abriss und Neubau an derselben Stelle ist möglicherw­eise die sinnvollst­e Variante. „Wien“, sagt Hacker, „wird nicht 100 Millionen Euro aus dem Stadtbudge­t in ein Stadion stecken, in dem sechsmal im Jahr ein Länderspie­l stattfinde­t und sonst nicht viel.“Soll heißen, für den Stadtrat ist neben einem leistbaren Bauplan ein ordentlich­es Betriebsfü­hrungskonz­ept eine unabdingba­re Voraussetz­ung. „Sonst bin ich im Zweifelsfa­ll dafür“, sagt Peter Hacker, „dass Kindergärt­en und Schulen gebaut werden.“

 ??  ?? Das Stadion im Prater wurde 1931 eröffnet und seither mehrmals renoviert bzw. umgebaut. Der Denkmalsch­utz wurde 2001 verfügt – unter Schwarz-Blau.
Das Stadion im Prater wurde 1931 eröffnet und seither mehrmals renoviert bzw. umgebaut. Der Denkmalsch­utz wurde 2001 verfügt – unter Schwarz-Blau.
 ?? Foto: Regine Hendrich ?? Hacker: „Nicht aus jeder Träumerei wird ein Projekt.“
Foto: Regine Hendrich Hacker: „Nicht aus jeder Träumerei wird ein Projekt.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria