Der Standard

So kommt die E-Mobilität in die Gänge

Um die 400 km reale Reichweite, das ist schon fast auf dem Niveau mancher Benziner. Nur das „Tanken“dauert länger. Und auch im PreisLeist­ungs-Kapitel eröffnet der Hyundai Kona Elektro neue Dimensione­n.

- Günther Strobl

Das riecht nach Abenteuer, dachte der Tester, als ihm ein Hyundai Kona zugeteilt wurde. Nicht der mit Verbrennun­gsmotor, sondern der vollelektr­ische. In der Stadt ist stromern kein Problem. Aber man fährt gern auch mal über die Stadtgrenz­e hinaus, manchmal auch weiter, wenn der Herbst so schön ist wie heuer. Bisher fuhr bei Ausflügen immer die Angst mit.

Angst, irgendwo hängenzubl­eiben, gepaart mit Bangen, ob es sich noch ausgeht bis zur nächsten Ladestatio­n. Je weiter es den Berg hinaufging, desto höher der Herzschlag. Denn gerade Steigungen haben es in sich: Die Reichweite des E-Fahrzeugs geht rapide zurück. Beim Bergabfahr­en wird zwar rekuperier­t, aber einmal Angst heißt immer wieder Angst. Das trübt selbst den schönsten Ausblick. Oder vielmehr – trübte. Denn mit dem Hyundai Kona ist (fast) alles anders.

Zu keiner Zeit fährt die Angst mit, man könnte es bis zur nächsten Steckdose nicht mehr schaffen. Beim Wegfahren mit 100 Prozent Akkuladung zeigt das Display mehr als beruhigend­e 400 km an. Und die erhöhen sich noch, wenn man die Eco-Taste drückt.

Apropos drücken: Der ElektroSUV aus Korea ladet geradezu ein, gedrückt zu werden. Das beginnt schon bei der Steuerung des Getriebes. Mit vier an der Mittelkons­ole griffgünst­ig angebracht­en Tasten (P-D-R-N) erschließt sich selbst Automatik-Novizen auf einen Blick, welche Taste für welches Manöver zu betätigen ist. Man muss nur wissen, dass P für Parken, D für Drive, also Fahren steht, R für Rückwärtsg­ang und N für Neutral – Leerlauf. Dass die dahinterli­egende E-Parkbremse ebenfalls per Tastendruc­k zu be- tätigen ist, zeugt von Konsequenz. Wer möchte in einem HightechAu­to schon einen Handbremsh­ebel ziehen müssen?

Über der Mittelkons­ole ist ein Acht-Zoll-Monitor für die Audioanlag­e und Navigation platziert. Der lässt sich selbstrede­nd ebenfalls per Tastendruc­k bedienen.

Drücken und treten

Hinzu kommt noch etwas, das man von echt teuren Autos gewohnt ist: ein Head-up-Display. Dieses fährt per Knopfdruck aus dem Armaturenb­rett heraus. Alle wesentlich­en Fahrinform­ationen lassen sich so an der unteren Kante der Windschutz­scheibe ablesen, ohne dass man als Autolenker den Blick von der Straße nehmen muss. Über Schaltwipp­en am Lenkrad, die im weitesten Sinn auch Tasten sind, lässt sich die Rekuperati­on beeinfluss­en – von leicht (Stufe eins) bis streng (Stufe drei). Bei letzterer Einstellun­g erspart man sich in den meisten Fällen den Tritt aufs Bremspedal.

Einen ganz anderen Tritt möchte man dem Kona hingegen immer wieder mal geben, nämlich einen schön kräftigen auf das Gas-, äh E-Pedal; nur so, aus Jux und Tollerei. Die Reifen drehen dann nämlich in null Komma nix durch. Der Kona gleicht in diesen Momenten einem wild gewordenen Stier, der kaum zu bändigen ist. Doch dieser Eindruck trügt.

Dank des im Boden verbauten großen Akkus liegt der Schwerpunk­t tief und das Auto entspreche­nd satt auf der Straße. Und das selbst dann, wenn die Kurven etwas schneller genommen werden. Der Sportmodus macht Spaß, beanspruch­t aber die Batterie mehr, als dies bei Eco oder Komfort der Fall ist. Ein Heer von Helferlein sorgt für ein Mehr an Sicherheit, ob in Form eines Spurhalte- oder Bremsassis­tenten, eines adaptiven Abstandsre­geltempoma­ten oder einer Auf- und Abblendaut­omatik. Im Testauto waren all diese Assistenzs­ysteme und noch einige mehr verbaut. Beim angegebene­n Preis des Autos (siehe Kasten rechts) ist übrigens der Hersteller­anteil der EFörderung schon abgezogen.

Wäre da noch das Aufladen – von Gepäck bzw. der Batterie. Wer nicht XX-large unterwegs ist, wird mit dem Kofferraum das Auslangen finden. Mehr Batterie heißt in der Regel weniger Stauplatz. Das trifft auch beim Kona zu.

Je größer die Batterie, desto länger muss das Auto am Kabel hängen, besagt eine andere Regel. Der Kona ist keine Ausnahme. Mit der 64-Kilowattst­unden-Batterie dauert ein kompletter Ladevor- Der Kona Elektro stößt in Reichweite­ndimension­en vor, die bisher Tesla vorbehalte­n waren (und neuerdings dem Jaguar I-Pace), bleibt dabei aber preislich halbwegs auf dem Teppich. Man merkt auch gleich, hier ist ein Autobauer am Werk – alles sauber und hochqualit­ativ verarbeite­t. Das Auto fährt sich völlig problemlos, auch in Kurven kriegt man keine Angst. Da es sich aber um einen Fronttrieb­ler handelt mit viel Drehmoment, gibt man beim Losfahren mit dem Gasfuß besser acht. Sonst dreht er durch, der Kona. Na ja, die Räder halt. Kleiner SUV, großer Wurf. (stock) gang an einer garagentau­glichen Wallbox knapp neun Stunden. Eilige schaffen es in 38 Minuten, die Batterie zu 80 Prozent zu laden, sofern sie eine ultraschne­lle Ladestatio­n finden.

Fazit: Insgesamt gibt es für vergleichs­weise wenig Geld sehr viel Auto. Und alltagstau­glich ist der Hyundai Kona Elektro noch dazu.

 ??  ?? Sieht aus wie ein Auto und ist auch eines. Und was für eines. Der Hyundai Kona Elektro schafft ohne Probleme 400 km, mitunter auch mehr.
Sieht aus wie ein Auto und ist auch eines. Und was für eines. Der Hyundai Kona Elektro schafft ohne Probleme 400 km, mitunter auch mehr.

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