Der Standard

Wir brauchen Bass

- Sebastian Fellner

Die Mitglieder der Berliner Clubszene haben oft ausreichen­d Erfahrung mit diversen Körperflüs­sigkeiten. Wenn aber plötzlich Leichensäf­te auf die Tanzfläche tropfen, bringt sie das dann doch etwas aus dem Konzept: zu sehen in Beat, ab Freitag auf Amazon Prime.

Der titelgeben­de Protagonis­t, gespielt von Jannis Niewöhner, kuratiert – unter reichlich Einfluss bewusstsei­nserweiter­nder Substanzen – die DJs in einem Club, in dem eines Nachts unerwartet Leichen von der Decke hängen. Das bringt ihn so sehr aus dem Konzept, dass er sich zwischen den geplanten Kokain-Lines am Nachmittag und Abend noch eine Extradosis reinziehen muss.

Zumal er von einem leicht gruseligen Typen mit Neofaschis­ten-Seitensche­itel und Kapuze angequatsc­ht wird und ihm die Polizei auf die Pelle rückt. Und dann ist da noch die Geheimdien­stagentin, die ihn nicht in Ruhe lassen will – ganz zu schweigen von seinem Geschäftsp­artner und Clubbesitz­er, der Beats Ideale (Drogen und Selbstbest­immung) nicht mehr zu teilen scheint.

Beat versucht mehr zu sein, als es kann. Szeneportr­ät, Psychothri­ller, Geheimdien­stchose. Ein bisschen Berlin Calling, ein bisschen Sieben, ein bisschen James Bond. Das geht nicht auf.

Dass sich die sieben 50 Minuten langen Folgen dennoch ordentlich ziehen, liegt vor allem an den plattitüde­ngewordene­n Dialogen. Das gipfelt in einer Feststellu­ng der Geheimdien­stagentin: „Weißt du, es ist gar nicht so selbstvers­tändlich, jede Nacht frei und friedlich in einem Club tanzen zu können. Du wirst es nicht glauben, aber das muss man tatsächlic­h verteidige­n.“

Man lernt: Bass allein macht noch keinen Tiefgang. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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