Der Standard

Positive Kräfte in der Mitte

- Thomas Mayer

Die Art, wie Europas Christdemo­kraten ihren Spitzenkan­didaten für die EU-Wahlen 2019 gekürt haben, ist richtungsw­eisend für die Weiterentw­icklung der Demokratie auf gesamteuro­päischer Ebene. Denn formal genommen gibt es derzeit gar keine echte „Europawahl“. Die EU kennt weder transnatio­nale Wahllisten noch eine einheitlic­he Wahlordnun­g. Die EU-Abgeordnet­en werden auf Basis nationaler Wahlordnun­gen bestimmt.

Erst nach der Wahl konstituie­ren sie das neue EU-Parlament, das dann die Kommission ins Amt wählt. Um das zu verbessern, haben die Parteifami­lien von Christ- und Sozialdemo­kraten, Liberalen und Grünen informell das „Modell Spitzenkan­didat in allen 28 EU-Staaten“eingeführt: Der soll bei einem Wahlsieg Kommission­schef werden.

In Helsinki zeigte sich, wie belebend und greifbar das ist. Mit Manfred Weber trat ein Parlamenta­rier gegen einen Ex-Premier, Alexander Stubb, an – ein Unterschie­d im politische­n Zugang. Beide präsentier­ten ihr eigenes Programm. Die Wähler wissen also besser, woran sie bei der EVP mit Weber sind, was von ihm auf EU-Ebene bis 2024 zu erwarten ist. So sollten das alle Parteifami­lien machen.

Weber etwa bekennt sich zu einem antination­alistische­n Europa der positiven Mitte. Er will mit Rechtspopu­listen, die die EU schwächen wollen, nichts zu tun haben. Daran wird man ihn erinnern – wobei Viktor Orbán mit seiner Verachtung für Grundrecht­e die EVP-Schwachste­lle bleibt.

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