Der Standard

KOPF DES TAGES

Donald Trumps rotes Tuch

- Oliver Mark

Von Donald Trump als „grobe, furchtbare Person“beschimpft zu werden mag für manche eine Adelung sein. Für Jim Acosta ist es gerade ein berufliche­s Problem: Dem CNN-Journalist­en wurde nach einem Eklat bei einer Pressekonf­erenz nach den Midterms die Akkreditie­rung für das Weiße Haus entzogen. „Bis auf weiteres“, heißt es lapidar. CNN und andere Medien kritisiere­n den Schritt als Anschlag auf die Pressefrei­heit.

Acosta wollte das machen, was er seit vielen Jahren macht: kritische Fragen stellen und auf Antworten pochen – so hartnäckig, dass er das Mikrofon nicht aus der Hand geben wollte.

Seit dem Jahr 2007 arbeitet Acosta für den Nachrichte­nsender CNN, zunächst in der Zentrale in Atlanta, dann in Washington. Der 47-Jährige begleitete für CNN unter anderem Barack Obama und Hillary Clinton, als sie sich 2008 um die Präsidents­chaftskand­idatur der Demokraten duellierte­n. Seit der Wahl Trumps zum US-Präsidente­n vor zwei Jahren gilt Acosta als einer seiner schärfsten und zugleich profiliert­esten Kritiker. „Haben Sie nicht selbst eine Menge Falschmeld­ungen verbreitet?“, fragte er ihn vor einem Jahr. Laut Trump verbreite hingegen CNN „FakeNews“und sei der Volksfeind Nummer eins unter den Medien. Dass Acos- ta im Jänner 2018 zum Chefkorres­pondenten für das Weiße Haus avancierte, verbessert­e die Beziehung nicht. Kurz davor hatte er sich nach 24 Jahren von seiner Frau, mit der er drei Kinder hat, scheiden lassen.

Acosta ist Sohn eines kubanische­n Einwandere­rs, der mit elf Jahren in die USA flüchtete. Seine Heimat fand Vater Acosta in Virginia, der Sohn seine Berufung im Journalism­us. Er studierte Massenkomm­unikation und Politikwis­senschaft. Bereits während seiner Schulzeit arbeitete er für einen Studentenr­adiosender, später als Reporter für den Radiosende­r WMAL in Washington. Nach Stopps bei lokalen TV-Sendern landete er bei CBS News, wo er von 2003 bis 2007 zuerst in New York, später in Atlanta war.

In die Heimat seines Vaters kehrte Acosta 2009 zurück, als Barack Obama die US-Sanktionen lockerte. Bei Obamas historisch­em Kuba-Besuch 2016 war er ebenfalls vor Ort. Bei einer Pressekonf­erenz konfrontie­rte er Raúl Castro mit den Menschenre­chtsverlet­zungen in Kuba.

Der Entzug der Akkreditie­rung bringt Acosta nicht zum Schweigen. Auf Twitter ließ er seine 900.000 Follower wissen: „Glaubt nicht den Lügen, die vom Weißen Haus kommen.“

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Foto: AP CNN-Reporter Jim Acosta wurde aus dem Weißen Haus ausgesperr­t.

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