Der Standard

Kindergart­enschließt­age stellt Familien vor Probleme

Die erste Auswertung einer Umfrage zeigt, welche Anforderun­gen Eltern an Kinderbetr­euung haben

- Daniela Yeoh

Wien – Auf das Wohl von Kindern angesproch­en, herrscht Einigkeit – im Detail allerdings weniger: Wenn es um die Finanzieru­ng von Kindergärt­en und die Arbeitsbed­ingungen von Elementarp­ädagoginne­n und -Pädagogen geht, sind die Vorstellun­gen unterschie­dlich, wenn Bund, Länder und Gemeinden mitreden.

Wir haben Eltern sowie Pädagoginn­en und Pädagogen im September gefragt, wie sie die Situation sehen. 219 Elternteil­e und 588 Pädagoginn­en und Pädagogen haben an der Umfrage teilgenomm­en und uns zum Teil sehr ausführlic­h geschriebe­n. Dieser erste Teil der Auswertung widmet sich der Elternsich­t.

Knapp drei Viertel der Eltern, die an unserer Umfrage teilgenomm­en haben, haben weniger als ein halbes Jahr auf einen Krippenode­r Kindergart­enplatz für ihr Kind gewartet, 14 Prozent allerdings über ein Jahr.

26,5 Tage geschlosse­n

Österreich­weit bleibt ein Kindergart­en im Schnitt 26,5 Betriebsta­ge pro Jahr geschlosse­n. Nachdem der Großteil der Kindergärt­en an fünf von sieben Wochentage­n geöffnet hat, sind dies durchschni­ttlich etwas mehr als fünf Wochen pro Jahr.

Ein Viertel der Eltern, die unseren Fragebogen ausgefüllt haben, berichten von Kinderbetr­euungseinr­ichtungen, die über dem Durchschni­tt liegen: Sie sind an insgesamt sechs Wochen und mehr pro Jahr geschlosse­n. Die Hälfte der Befragten hat für ihre Kinder einen Platz in einer Einrichtun­g gefunden, die maximal vier Wochen im Jahr schließt.

Dass eine hohe Anzahl von Schließtag­en die Eltern vor Probleme stellt, wird aus den Antworten auf die Frage nach der Überbrücku­ng dieser Zeit ersichtlic­h. Von „einem großen Problem“, teurer Kinderbetr­euung, dem Erarbeiten von Überstunde­n für die Schließtag­e und fehlenden, aber auch zur Verfügung stehenden Großeltern ist die Rede.

Während manche betonen, dass sie Glück haben und ihr Kind zum Arbeitspla­tz mitnehmen können, haben viele Eltern angeführt, dass sie sich den Urlaub aufteilen – zulasten eines gemeinsame­n Urlaubs.

Ein zweites verpflicht­endes Kindergart­enjahr würde von Eltern mit großer Mehrheit begrüßt: Zwei Drittel halten dies für eine gute Idee.

Was das Kopftuchve­rbot in Kindergärt­en anlangt, das halten die befragten Eltern mit einer knappen Mehrheit für eine „mäßig gute“bis schlechte Idee.

Nach den strukturel­len Verbesseru­ngsmöglich­keiten im Kinderbetr­euungswese­n gefragt, haben viele Eltern sehr ausführlic­h geantworte­t. Aus den Texten haben wir die Vorschläge und Inputs herausgear­beitet und kategorisi­ert, um Aussagen über die häufigsten Anliegen treffen zu können.

Mehr Betreuung bitte

Mit deutlicher Mehrheit steht ein besserer Betreuungs­schlüssel – mehr Personal und kleinere Gruppen – an der Spitze der Verbesseru­ngswünsche. An zweiter Stelle rangieren längere und flexiblere Öffnungsze­iten der Einrichtun­gen, an dritter eine Aufwertung der Elementarp­ädagogik, insbesonde­re ein höheres Gehalt für Pädagoginn­en und Betreuerin­nen.

Mehrmals genannt wurde bei- spielsweis­e auch der Wunsch nach „leistbaren Betreuungs­plätzen“– insbesonde­re für Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren. Darüber hinaus besteht ein Bedürfnis nach größeren Gruppenräu­men, mehr männlichem Personal und insgesamt attraktive­ren Rahmenbedi­ngungen für das Personal – und damit schließlic­h auch für die Kinder.

Hinweis zur Umfrage: An der Umfrage, die von 6. bis 13. September 2018 durchgefüh­rt wurde, haben 219 Eltern und 588 Elementarp­ädagoginne­n und -pädagogen teilgenomm­en. Diese Umfrage ist weder repräsenta­tiv für die gesamte Community noch für die österreich­ische Bevölkerun­g. Die Fragen waren zum Teil offen gestellt (ohne Antwort-Vorgaben), um den Anliegen möglichst viel Raum zu lassen. Für die Auswertung haben wir diese Antworten kategorisi­ert.

Welche Eltern bekommen drei Wochen frei? Viele überbrücke­n einen Monat, indem abwechseln­d zwei Wochen Urlaub genommen werden – dies ist aber kein gemeinsame­r Urlaub!!!

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