Der Standard

Worum es gehen sollte

- Lara Hagen

Dass Sonja Wehsely die Hauptschul­dige für Verspätung und Mehrkosten beim Bau des Krankenhau­ses in Floridsdor­f ist, stand für viele schon fest, bevor die Untersuchu­ngskommiss­ion zum Thema überhaupt beschlosse­n wurde. Weil sie als Gesundheit­sstadträti­n zehn Jahre lang für den Krankenans­taltenverb­und (KAV) verantwort­lich war, liegt dieser Schluss – wenn nach der politische­n Verantwort­ung gefragt wird – auch nahe.

Davor gehen die Wogen daher hoch: Die Neos forderten etwa im Vorfeld der Befragung von Wehsely mehr rechtliche Möglichkei­ten, um Politiker haftbar zu machen. Wehsely habe sich in das Projekt zu sehr eingemisch­t, dabei aber die falschen Entscheidu­ngen getroffen.

Die politische Einflussna­hme ist ein gutes Stichwort. Denn dieses Thema steht am Ende fast jeder Befragung im Zentrum. Das letzte Beispiel war die Assistenti­n des ehemaligen KAV-Direktors Udo Janßen, die in der SPÖ-Studierend­enfraktion aktiv war. Von der Opposition heißt es in den Aussendung­en dann „Zeuge XY bestätigt Einflussna­hme“– von der SPÖ das genaue Gegenteil. Diese konträre Deutung ist leider nichts Neues und vorprogram­miert. Es geht um viel politische­s Kleingeld.

Die Zuspitzung auf dieses eine Thema ist allerdings ärgerlich, weil interessan­te und wichtige Details – die durchaus besprochen werden – in den Hintergrun­d rücken. Warum der Alleingang ohne Konsortium, wenn die Europäisch­e Investitio­nsbank auch beim ursprüngli­chen Modell ein Darlehen gewährt hätte? Weshalb wurde – auch schon während der Verhandlun­gen mit dem Firmenkons­ortium – so sehr auf Externe gesetzt, die – teilweise ohne Ausschreib­ung – viel Geld bekamen und zum Teil schwere Fehler begingen? Warum bleibt es meist bei der Darstellun­g, dass bis zum Antritt Janßens 2014 die Welt in Ordnung war, wenn dies offensicht­lich nicht der Fall war?

Es wäre also wünschensw­ert, wenn es in der Befragung von Sonja Wehsely am Dienstag – und in den kommenden Sitzungen der U-Kommission, zum Beispiel bei Bürgermeis­ter Ludwig – um offene Fragen und Widersprüc­he im bisher Gehörten statt um gut skandalisi­erbare Nebengeräu­sche ginge. Denn am Ende dieser Untersuchu­ngskommiss­ion sollte folgende Frage beantworte­t werden: Wie muss die Stadt aufgestell­t sein, um solche Projekte in Zukunft erfolgreic­h abwickeln zu können? Das sollte im Interesse aller Rathausfra­ktionen sein.

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