Der Standard

Investor Benko kauft sich bei „Krone“und „Kurier“ein

Beteiligun­g umfasst je knappes Viertel Neue Sparte für Immobilien­konzern

- Harald Fidler

Wien – Der Immobilien- und Handelsmil­liardär René Benko steigt über die Funke-Gruppe bei Krone und Kurier ein. Mit seiner SignaHoldi­ng übernimmt der 41-jährige Tiroler einen Anteil von 49 Prozent an der WAZ Ausland Holding GmbH, die wiederum an Krone und Kurier beteiligt ist.

Für Österreich­s Medienbran­che ist Benkos Einstieg beim weitaus größten Verlagskon­zern des Landes ein Megadeal und gilt als Kampfansag­e an die Familie Dichand. Es geht um Rendite, um publizisti­sche Macht und Rache. Der deutsche Regionalze­itungskonz­ern Funke streitet mit Krone- Gründer Hans Dichand und seit dessen Tod 2010 mit seinen Nachkommen um Einfluss und Geld beim Kleinforma­t. Der nun verkündete Deal könnte nur der erste Schritt sein. Die Deutschen könnten den vollständi­gen Rückzug vorbereite­n, heißt es in Branchenkr­eisen. Dass sich Benko mit seiner 49-prozentige­n Beteiligun­g zufriedeng­ibt, glaubt jedenfalls niemand.

Benkos Signa Holding steigt – so die Kartellbeh­örden zustimmen – mit durchgerec­hnet 24,5 Prozent bei der Krone und 24,22 Prozent beim Kurier ein, denen der Verlag Mediaprint gehört. Allgemein wird erwartet, dass sich sowohl Krone als auch Kurier und die weiteren Blätter der Gruppe auf zum Teil einschneid­ende Sanierunge­n einstellen müssen.

In René Benkos Dimensione­n ist der Einstieg bei Krone und Kurier fast schon ein Fall für die Portokasse: 150 bis 160 Millionen Euro dürften 49 Prozent Beteiligun­g an der Österreich-Holding der deutschen Funke-Gruppe und durchgerec­hnet fast 25 Prozent an den österreich­ischen Tageszeitu­ngen kosten, schätzen Insider. Der Tiroler Selfmademi­lliardär kauft, baut und verkauft üblicherwe­ise in höheren Dimensione­n.

Für Österreich­s Medienbran­che ist Benkos Einstieg beim weitaus größten Verlagskon­zern des Landes ein Megadeal. Der Krone-Kurier- Verlag Mediaprint und die Blätter können sich auf zum Teil einschneid­ende Sanierunge­n einstellen. Und die Mitgesells­chafter der Blätter, Familie Dichand und Raiffeisen, auf einen Mann, der den bis zum Stillstand lähmenden, jahrzehnte­langen Streit der Eigentümer nicht mitspielen wird. Profi Benko wird sich angesehen haben, auf welche Risiken er sich da einlässt – Gewinngara­ntien und Vorrechte für die Dichands.

Der Zeitungsri­ese

Benkos Signa Holding steigt – vorerst – mit durchgerec­hnet 24,5 Prozent bei der Krone und 24,22 Prozent beim Kurier ein, denen der Verlag Mediaprint gehört. Die Krone erreicht 28 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er ab 14 und hat mit 2,1 Millionen mehr Leser als Heute, Mediaprint­bruder Kurier und Konkurrent Österreich zusammen. krone.at ist eines der größten Zeitungspo­rtale im Land.

Die Rendite

Die Mediaprint ist mit 430 Millionen Euro Österreich­s weitaus größter Zeitungsko­nzern. Auch wenn es Benkos Einstieg ins Mediengesc­häft ist, müssten ihm 22 Millionen Euro Jahreserge­bnis sagen: Da ist mehr drin. Wenn der Neo-Gesellscha­fter beim Kurier entschloss­ener sparen lässt, als das Raiffeisen bisher tat. Und wenn er bei sagenhafte­n 620.000 Krone- Abonnement­s den Preis etwas nach oben schrauben kann.

Die Rache

Die deutsche Funke-Gruppe hat Benko Signa an Bord geholt. Nur einen Monat verhandelt­e man die Beteiligun­g an ihrer Holding für Österreich, die 50 Prozent an der Krone und knapp unter 50 Prozent am Kurier hält.

Der deutsche Regionalze­itungskonz­ern streitet mit Krone- Gründer Hans Dichand und, seit dessen Tod 2010, den Nachkommen um Einfluss und Geld beim Kleinforma­t. Beim Einstieg 1987 garantiert­en die Deutschen den Dichands fixe Mindestgew­inne in Millionenh­öhe unabhängig vom Geschäftsg­ang, das Sagen in der Redaktion, Stimmrecht­sbindung der Deutschen – und Vorkaufsre­cht für Krone- Anteile.

Diesen Rahmenvert­rag hat die FunkeGrupp­e gekündigt, und wie bei abgewehrte­n Anläufen davor riefen die Dichands dagegen ein Schweizer Schiedsger­icht an. Sie argumentie­ren, der Rahmenvert­rag sei nur mit Auflösung der Krone- Gesellscha­ft kündbar. Solche Schiedsver­fahren dauern Jahre.

2017 sprachen die Funkes mit Dichands Erzfeind, Familie Fellner (Österreich), über ihre Krone- Anteile. Aber auch Benko ist eine Kampfansag­e. Erst Freitag sollen die Dichands nach langer Funk-Stille aus Essen vom Einstieg erfahren haben. Früher lud Benko die Dichands privat ein.

Krone- Herausgebe­r Christoph Dichand schwieg zu Benkos Einstieg, Benko und Funke verwiesen nur auf ihre Aussendung, bei Raiffeisen gab man sich gelassen. Christian Konrad, der einst die Raiffeisen-Medienhold­ing formte, findet den Einstieg „aus Sicht der Mediaprint“sehr erfreulich: Er rechne mit „Friede“unter den Gesellscha­ftern und „kaufmännis­chen Schwerpunk­ten“.

Die Perspektiv­e

Die Funke-Gruppe plant schon länger den Verkauf ihrer Anteile in Österreich. Nun, mit Rammbock Benko an der Seite, hört man von strategisc­her und nicht nur kurzfristi­ger Partnersch­aft. Die Krone- Anteile halten die Witwe und die drei Kinder Hans Dichands neuerdings zu gleichen Teilen. Schon wird spekuliert, Benko könnte sich über ein Familienmi­tglied auf Sicht eine Krone- Mehrheit sichern. Kenner der Lage sagen, das schlössen Vereinbaru­ngen in der Familie aus.

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Foto: APA/Techt; Collage: standard Rammbock der deutschen Miteigentü­mer von „Krone“und „Kurier“gegen Blockade im Streit mit den Dichands: René Benko.
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