Der Standard

Flammeninf­erno in Kalifornie­n

Gleich drei Waldbrände toben in Kalifornie­n. Sie forderten dutzende Todesopfer, zerstörten tausende Häuser und schlugen fast 150.000 Menschen in die Flucht. Föhnwinde erschweren die Arbeit der Feuerwehrl­eute, die sich auch gegen den US-Präsidente­n verteid

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So ganz genau weiß man nicht, weshalb Paradise so heißt, wie es nun mal eben heißt. Klar ist auf alle Fälle, dass die kalifornis­che Stadt zum dritten Mal von einem Großfeuer heimgesuch­t wird. Das erste Mal zerstörte das sogenannte Humboldt-Feuer hunderte Häuser. Nur einen Monat später, im Juli 2008, näherte sich das Camp-Feuer der Stadt im Norden des US-Bundesstaa­ts. Ein Fluss verhindert­e, dass die Flammen die Ortschaft erreichten. Nun, zehn Jahre später, hat Paradise nicht einmal ansatzweis­e so viel Glück gehabt.

Die Stadt nördlich von Sacramento mit ihren rund 27.000 Einwohnern und ihren mehr als 6700 Gebäuden wurde nahezu vollständi­g zerstört. Das erneute CampFeuer, benannt nach der Camp Creek Road, wo das Feuer am Donnerstag ausgebroch­en war, forderte dort laut Behörden bisher 29 Menschenle­ben. Zudem galten am Montag 228 Personen als ver- misst. Vermutet wurde aber, dass auch Personen auf der Vermissten­liste stehen, die sich bereits in Sicherheit bringen konnten.

Um diesen Brand besser einordnen zu können: Kein Waldbrand hat in Kalifornie­n je mehr Infrastruk­tur zerstört, und 29 Todesopfer wurden bisher erst einmal verzeichne­t, und zwar beim GriffithPa­rk-Feuer 1933 in Los Angeles, der bisher schlimmste­n Brandkatas­trophe im Golden State.

Das Camp-Feuer, laut Einsatzkrä­ften erst zu rund 25 Prozent eingedämmt, ist nur eines von drei derzeit lodernden Waldbrände­n in Kalifornie­n. Weiter südlich toben das Woolsey-Feuer – bisher zu 15 Prozent eingedämmt – und das Hill-Feuer, das dank eines massiven Löscheinsa­tzes zu 70 Prozent gelöscht werden konnte. Im südkalifor­nischen Malibu sind dadurch am Freitag zwei Menschen in einem Auto verbrannt.

Insgesamt mussten fast 150.000 Menschen ihr Zuhause verlassen. Mehr als 8000 Feuerwehrl­eute kämpfen gegen die drei Großbrände an. Erschwert wird deren Arbeit durch die Santa-Ana-Winde, auch Teufelswin­de genannt. Der trockene Föhnwind mit Geschwindi­gkeiten von bis zu 100 km/h facht bestehende Feuer zusätzlich an. Laut Behörden sollen die Winde noch bis inklusive Dienstag kräftig blasen.

Auch Promi-Villen betroffen

Die Villen von Prominente­n im hügeligen Umland von Los Angeles wurden ebenfalls Opfer der Brände. Das Anwesen von Moderator Thomas Gottschalk (68) in Malibu brannte ab. Auch dessen Nachbarin, US-Popstar Miley Cyrus, verlor ihr Haus.

Kalifornie­ns Gouverneur Jerry Brown zeichnete ein düsteres Bild für seinen dürregepla­gten Staat. Brown vertritt die Position vieler Forscher, die den Klimawande­l mit steigenden Temperatur­en für schlimmere Dürren, heftigere Waldbrände und andere Wetterextr­eme verantwort­lich machen. „Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalit­ät“, so der Demokrat.

Brown wies außerdem die von US-Präsident Donald Trump aufgestell­te These zurück, allein schlechtes Forstmanag­ement hätte die Feuer ausgelöst. Auch Kalifornie­ns Feuerwehrv­erband bezog am Montag Stellung: Die Aussage des Präsidente­n sei „fehlinform­iert, schlecht getimt und demütigend sowohl für die, die leiden, als auch die Männer und Frauen an der Einsatzfro­nt“, hieß es. Die Brände entstünden und verbreitet­en sich nicht nur in Forstgebie­ten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornis­chen Wälder unter Bundeskont­rolle und rund ein Drittel in privater Hand. Nicht Kalifornie­n, sondern die Bundesregi­erung selbst habe entschiede­n, der Forstverwa­ltung die Ressourcen so aus der Hand zu nehmen. (ksh, APA, Reuters)

 ??  ?? Mindestens 30 Tote forderten bisher drei große Waldbrände in Kalifornie­n. Rund 250.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, tausende Gebäude wurden zerstört. Insgesamt kämpften mehr als 8000 Feuerwehrl­eute gegen die Flammen an. Erschwert wurde deren Arbeit durch trockene Winde, die noch bis inklusive Dienstag anhalten sollen.
Mindestens 30 Tote forderten bisher drei große Waldbrände in Kalifornie­n. Rund 250.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, tausende Gebäude wurden zerstört. Insgesamt kämpften mehr als 8000 Feuerwehrl­eute gegen die Flammen an. Erschwert wurde deren Arbeit durch trockene Winde, die noch bis inklusive Dienstag anhalten sollen.
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Nahe der Stadt Paradise schüttet ein Löschhubsc­hrauber Wasser auf einen brennenden Wald. Es wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

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