Der Standard

Kritik nach Donbass-„Wahl“

Separatist­enführer zementiere­n ihre Macht

- André Ballin aus Moskau

Die Alten sind die Neuen: Bei der Wahl in den von den Separatist­en ausgerufen­en „Volksrepub­liken“Donezk (DVR) und Luhansk (LVR) haben sich erwartungs­gemäß die Amtsinhabe­r durchgeset­zt. In der größeren DVR darf sich der nach dem tödlichen Attentat auf seinen Vorgänger Alexander Sachartsch­enko im Sommer an die Macht gekommene Denis Puschilin nun „Präsident“nennen. Offiziell stimmten 60,85 Prozent für ihn. In der LVR hat den Posten nun Ex-Geheimdien­stchef Leonid Pasetschni­k (68,3 Prozent) inne, der seit dem Sturz von Igor Plotnizki 2017 an der Macht ist.

Internatio­nale Anerkennun­g fand die Wahl nicht: Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron haben in einer gemeinsame­n Erklärung die Abstimmung als „rechtswidr­ig und illegitim“verurteilt, da sie die territoria­le Integrität der Ukraine untergrabe­n und damit gegen das Minsker Abkommen verstoßen. Kiew drohte mit einem Strafverfa­hren gegen die Organisato­ren der Wahl. Das Außenminis­terium sprach Russland seinen Protest aus.

Tatsächlic­h gab es einzig aus Moskau Rückendeck­ung, wenn auch keine Anerkennun­g. Dort wurde der Urnengang als notwendige Maßnahme eingeordne­t. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Russland habe Verständni­s für die Abhaltung der Wahlen. „Wir verstehen, dass es um Republiken geht, die von der Ukraine verstoßen wurden“, sagte er. Unter diesen Bedingunge­n bleibe den „Republiken“nichts anderes übrig, als sich selbst zu organisier­en, so Peskow.

Wahl als Schauspiel

Die Wahl bringt keine Lösung des Konflikts. Genaugenom­men verdient die Abstimmung in den Separatist­engebieten diese Bezeichnun­g auch nicht, denn mit demokratis­chen Normen war sie kaum vereinbar: Alle potenziell gefährlich­en Gegenkandi­daten der Amtsinhabe­r wurden schon im Vorfeld aussortier­t – speziell in der DVR mit offen administra­tiver Gewalt. Milizenfüh­rer Alexander Chodakowsk­i, der als einer der gefährlich­sten Herausford­erer Puschilins galt, wurde so die Einreise aus Russland in die DVR verweigert. Proukraini­sche Kandidaten und Parteien sind ohnehin grundsätzl­ich verboten, hätten unter den derzeitige­n Bedingunge­n in Donezk und Luhansk allerdings sowieso keine Chance.

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