Der Standard

FPÖ-Politiker gedenken erneut Fliegerpil­ot der Nazis

Während die Republik der Judenverfo­lgung gedenkt, besuchen FPÖ-Vertreter Grab eines Nazi-Kämpfers

- Fabian Schmid, Maria Sterkl

Wien – Während man in ganz Österreich der Judenverfo­lgung nach der Machtübern­ahme der Nationalso­zialisten 1938 gedachte, fanden sich am Sonntag mehrere FPÖ-Politiker und Rechtsextr­eme auf dem Wiener Zentralfri­edhof ein, um des Fliegerpil­oten Walter Nowotny zu gedenken. Nowotny, der für Hitlers Wehrmacht mehr als 250 Abschüsse vermeldet hatte, wird von Nazis als Kriegsheld verehrt. Weil er bis zuletzt als glühender Anhänger Hitlers galt, wurde seinem Grab vor 15 Jahren der Status eines Ehrengrabe­s aberkannt. Nowotny hatte sich 1939 freiwillig für die Wehrmacht gemeldet, am 8. November 1944 wurde er abgeschoss­en. Von Neonazis wird er als „Fliegerhel­d“mystifizie­rt. Um antifaschi­stische Proteste zu verhindern, variiert der Gedenktag immer, dieses Mal fiel er wohl zufällig auf den Faschingsb­eginn.

Kontaktpfl­ege mit Neonazis

Die Veranstalt­ung sorgt seit mehreren Jahren für Aufregung. Einerseits gilt Nowotny als glühender Nazi, anderersei­ts treffen bei dem Aufmarsch regelmäßig Neonazis und FPÖ-Politiker aufeinande­r, wodurch in der Partei eine Kontaktpfl­ege zum äußerst rechten Rand betrieben wird. In den vergangene­n Jahren waren etwa der mehrfach verurteilt­e Neonazi Gottfried Küssel sowie der damals künftige Identitäre­nMitgründe­r Martin Sellner dabei, samt neonazisti­schem Anhang.

Heuer zeigte sich eher die „zweite Reihe“, es fehlten große Namen in der Neonazisze­ne, aber auch hochrangig­e FPÖ-Politiker, mehrere FPÖ-Vertreter im Wiener Landtag ließen sich aber sehr wohl bli- cken. Auf Fotos sind etwa die Landtagsab­geordneten Wolfgang Jung, Johann Herzog oder Wolfgang Irschik zu sehen. Auch der Bezirksrat und Zur Zeit- Herausgebe­r Walter Seledec fand sich am Zentralfri­edhof ein, genauso wie zahlreiche Burschensc­hafter, etwa Olympionik­en. Auch Teile der Neonazisze­ne wurden beobachtet. Nowotny war selbst Burschensc­hafter bei der Vandalia Laa gewesen.

„Wie jedes Jahr zeigte sich am Grab des NS-Heroen, wie ver- schwommen die Grenze zwischen Neonazismu­s und FPÖ nach wie vor ist“, sagt der Rechtsextr­emismus-Experte Andreas Peham vom Dokumentat­ionsarchiv des Österreich­ischen Widerstand­s zum Δtandard.

Mit Spannung wurde erwartet, ob sich auch Hans-Jörg Jenewein auf dem Zentralfri­edhof einfinden würde. Jenewein ist FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­eter, aber auch Schriftwar­t jenes Gedenkvere­ins, der sich um die Pflege des Grabes kümmert und dabei vom Innenminis­terium finanziell unterstütz­t wird. Als Fraktionsf­ührer der Freiheitli­chen im Untersuchu­ngsausschu­ss zur BVT-Affäre hat der Abgeordnet­e derzeit eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitu­ng der Vorgänge im Verfassung­sschutz inne. Dabei geht es auch um den Vorwurf, ob die vom Innenminis­terium forcierten Ermittlung­en gegen das BVT auch etwas mit den Ermittlung­saktivität­en des BVT in rechtsextr­emen Kreisen zu tun hat. Es steht, wie berichtet, der Vorwurf im Raum, dass FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl eine unbequeme Anti-Extremismu­sErmittler­in loswerden möchte. Auf Anfrage des Δtandard gab Jenewein an, diesmal nicht teilgenomm­en zu haben – er sei „privat verhindert“gewesen.

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Die FPÖ-Politiker und Wiener Landtagsab­geordneten Wolfgang Jung (Mitte) und Johann Herzog (rechts).

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