Mutters tödlicher Geburtstag
Prozess um Einweisung von 25-Jährigem
Wien – Nicht einmal fünf Wochen dauerte es im diesjährigen Frühjahr, bis die Leben von Jed A. und seiner Mutter zerstört waren. Am 5. März wurde bei dem 25-Jährigen erstmals paranoide Schizophrenie diagnostiziert, am 10. April tötete er seine Mutter an deren Geburtstag in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Favoriten. Ein Geschworenengericht unter Vorsitz von Andreas Böhm muss nun über seine Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verhandeln.
2017 hatte er sein Architekturstudium abgeschlossen, es folgte ein Aufenthalt in der Heimat seiner Mutter, wo er fünf Halbbrüder hat. „Meine Mutter hätte es gerne gehabt, wenn ich die unterstütze“, sagt der in Wien geborene Betroffene mit leiser Stimme.
Bis zum März hatte A. ein unauffälliges Leben – keine Symptome einer psychischen Erkrankung, keine Drogen, kein Alkohol, keine Vorstrafen. Am 5. März brach die Krankheit durch: Er tobte in der Nähe des Hauptbahnhofes, pöbelte Passanten an, die Polizei brachte ihn ins Krankenhaus. Einen Tag später verließ er das Spital wieder: mit Medikamenten, die er nicht nahm. „Sie sind ja ein intelligenter Mensch“, hält ihm der Vorsitzende vor. „Haben Sie sich bei der Diagnose im Krankenhaus nicht gedacht, dass das was Ernstes ist?“– „Ich konnte es selbst nicht glauben“, sagt der Betroffene, und: „Ich wollte es nicht wahrhaben.“
Einen Monat verbrachte er beim Vater, der nach der Scheidung der Eltern vor 21 Jahren ausgezogen war. Ex post betrachtet, weiß A., dass seine Erkrankung schlimmer wurde: Er hörte Stimmen, hatte olfaktorische Halluzinationen. Damals ignorierte er die Symptome, zog wieder zur Mutter.
Am Tattag war er unruhig. Seiner Mutter fiel auf, das etwas mit ihm nicht stimmte, schildert Staatsanwältin Kerstin WagnerHaase aus A.s Aussagen bei der Polizei. Er wollte damals in Ruhe gelassen werden, seine Mutter fragte immer wieder, was mit ihm los sei. Schließlich verlor der Betroffene die Nerven, würgte, schlug und trat seine Mutter, bis sie tot war. „Das war nicht mehr ich“, sagte er dazu bei der Polizei.
Auf die medikamentöse Behandlung spricht er mittlerweile gut an, auch eine Krankheitseinsicht scheint gegeben. „Ich hoffe, dass er wieder einmal ein normales Leben führen kann“, sagt sein Verteidiger Wolfgang Ebner, der die rechtskräftige Einweisung akzeptiert.