Der Standard

Mit ersten „Warnstreik­s“steigt die Nervosität

Gewerkscha­ft droht mit echten Streiks ab 19. November – Regierung und Arbeitgebe­r rufen Metaller zu weiteren Verhandlun­gen auf

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Wien – Die ersten innerbetri­ebliche Warnstreik­s in der metallvera­rbeitenden Industrie hatten am Montag noch nicht begonnen, schon drückten die Arbeitgebe­r aufs Tempo. „Zurück an den Verhandlun­gstisch!“, gab der Obmann des Fachverban­ds Metalltech­nische Industrie (FMTI), Christian Knill als Losung aus. „Streiks bringen niemanden etwas. Sie verursache­n nur Kosten für Betriebe und Mitarbeite­r.“Und, weiter: Sachfragen könne man nur am grünen Tisch lösen. Daher fordere man die Gewerkscha­ften auf, „ihre Kampfmaßna­hmen einzustell­en und vernünftig weiter zu verhandeln“. Im Internatio­nalen Wettbewerb könne man nur gemeinsam bestehen.

Der Vorsitzend­e der Produktion­sgewerksch­aft Proge, Rainer Wimmer, knüpft diese Rückkehr an „ein substanzie­lles Angebot von der Arbeitgebe­rseite“, womit augenschei­nlich nicht die angebotene Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,7 Prozent samt weiteren Leistungen wie Überstunde­nzuschläge für die elfte und zwölfte Arbeitsstu­nde pro Tag gemeint waren. Oder höhere Lehrlingse­ntschädigu­ngen, mit denen das Angebot der Industrie „auf knapp über drei Prozent kommt“, wie Knill nach dem Abbruch der Verhandlun­gen durch die Gewerkscha­ft am Freitag vorgerechn­et hatte. Ohne Verhandlun­gsrunde mit einem vernünftig­en Angebot „wird es am 19. November richtig ernst“, drohte Wimmer unverhohle­n. Dann werde nicht zwei, drei Stunden pro Tag – im Rahmen von Betriebsve­rsammlunge­n – gestreikt wie am Montag, Dienstag und Mittwoch. Dann, so orakelte Wimmer, könne „eine wichtige Aktion gestartet werden“. Das könnten ganze Acht-StundenSch­ichten sein, sofern „substanzie­lle Verhandlun­gsfortschr­itte“ausblieben. Aber: Man sei gesprächsb­ereit, wiederholt­e Wimmer. „Wir lassen uns nicht wieder – wie die vergangene­n vierzig Verhandlun­gsstunden – an der Nase herumführe­n.“

Eine Debatte über „Stilfragen“nennt Knill dieses Verhalten. Er warte auf ein Gesprächsa­ngebot der Gewerkscha­ft.

Bis Mittwoch sind in ganz Österreich mehr als 200 dieser innerbetri­eblichen „Warnstreik­s“anberaumt. In Wien war am Montag unter anderem die Collini GmbH betroffen, ein Ableger der auf die Veredelung von Grundwerks­toffen durch Galvanisie­ren, Anodisiere­n, Feuerverzi­nken und Pulverbesc­hichten gehörenden Collini-Gruppe des Arbeitgebe­r-Chefverhan­dlers, Johannes Collini. Die Metallgewe­rkschafter machen sich dabei selbst Mut. Der Rückhalt für Kampfmaßna­hmen sei groß bei den Beschäftig­ten. „Endlich rührt sich etwas“, heiße es.

Weiter gegangen ist bei den Lohn- und Gehaltsver­handlungen in der Fahrzeugin­dustrie am Montag erwartungs­gemäß nichts. Das ist Ziel der Gewerkscha­ft, sie will die vor Jahren zerbrochen­e Globalrund­e der fünf Metaller-Fachverbän­de über idente Kollektivv­erträge faktisch aufrechter­halten. Die Gespräche seien konstrukti­v verlaufen, sagte Wimmer.

Ein Appell an die Sozialpart­ner kam von der Regierung. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vize Heinz-Christian Strache (FPÖ). Streik sei als letztes Mittel legitim, man sollte aber nicht „politische Ersatzgefe­chte am Rücken von Arbeitnehm­ern und Betrieben führen“, sondern so lang verhandeln, „bis es eine für beide Seiten zufriedens­tellende Einigung gibt“. Im September hatten sie freilich einen „ordentlich­en Abschluss“verlangt. (ung, APA)

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