Der Standard

Mission Impossible

Die Staatsante­ile der Telekom Austria hätten 2006 per Management-Buy-out an Rudolf Fischer und Boris Nemsic gehen sollen. Im Konsortium wäre auch die Meinl Bank gewesen. Der Plan ging nicht auf.

- Renate Graber

Gräbt man in der Vergangenh­eit der Telekom Austria (TA), wie das der laufende Strafproze­ss mit sich bringt, lassen sich durchaus neue und interessan­te Fundstücke zutage befördern. Etwa der Umstand, dass die damaligen TA-Manager Rudolf Fischer (Festnetz) und Boris Nemsic (Mobilfunk) im Jahr 2005 daran arbeiteten, die noch in Staatseige­ntum stehenden Anteile der TA per Management-Buy-out (MBO) zu erwerben. Auch Ron Sommer, bis Juli 2002 Chef der Deutschen Telekom, spielte dem Vernehmen nach eine gewichtige Rolle. Er sollte als eine Art Aushängesc­hild fürs Konsortium dienen, das den Deal ausgetüfte­lt und aufgesetzt hatte und dann auch finanziere­n sollte.

Eingeweiht in das streng geheime Vorhaben rund um die teilstaatl­iche TA war auch Lobbyist Walter Meischberg­er. Er soll die Koordinier­ungsgesprä­che geführt haben, Finanzmini­ster war ja noch Karl-Heinz Grasser, der ebenfalls Bescheid gewusst haben und involviert gewesen sein soll.

Er habe in der Sache vor allem auch Kontakt zu Julius Meinl V. gehabt, wie es damals Involviert­e erzählen. Wie Julius Meinl ins Spiel gekommen ist?

Er soll die Idee (mit)entwickelt haben, operativ war allerdings ein anderer Meinl-Banker zuständig. Die Wiener Meinl Bank war denn auch eine der drei Investment­banken, die das MBO federführe­nd finanziere­n sollten. Zudem an Bord: Goldman Sachs und Hedgefonds Blackstone. Dessen Berater: Sommer.

Privatisie­rungspläne

Zur Erinnerung, wie die Telekom damals aufgestell­t war: Der Staat – in Form seiner Industrieh­olding ÖIAG – hielt noch rund ein Viertel an der Telekom, die 2000 an die Börse gebracht worden war. Auch das letzte Viertel (genau genommen waren es über eine Umtauschan­leihe 30 Prozent) sollte auch noch privatisie­rt werden, so der Plan der ÖVP-FPÖRegieru­ng unter Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel (ÖVP). Und: Es wurde heftig gestritten, quasi jeder gegen jeden.

Als potenziell­er TA-Käufer galt damals u. a. das Konsortium rund um die Unternehme­r Josef Taus (Ex-ÖVP-Obmann), Martin Schlaff und Herbert Cordt – ihnen blies aber Gegenwind ins Gesicht.

Die drei hatten 2002 um rund 800 Millionen Euro den bulgarisch­en Handynetzb­etreiber MobilTel erworben, den sie der TA 2005 um rund 1,6 Milliarden Euro weiterverk­auften. Lobbyiert haben bei diesem aufsehener­regenden Weiterdreh­er angeblich Walter Meischberg­er und Peter Hochegger. Ein Verkauf der staatliche­n TA-Anteile an das Taus-SchlaffCor­dt-Konsortium fand 2005 jedenfalls keine Unterstütz­ung, weder bei den Kapitalver­tretern der ÖIAG noch im TA-Aufsichtsr­at, der allerdings keine Entscheidu­ngskompete­nz hatte.

Umso bessere Chancen malte sich das Konsortium rund um die Meinl Bank aus. Sogar einen Finanzchef hatte man dem Vernehmen nach schon im Auge, diesen Job sollte der Österreich­er Thomas Winkler übernehmen. Er war die rechte Hand von Sommer und Finanzvors­tand der T-Mobile Internatio­nal in Bonn.

Risiko für die Wahlen

Geworden ist aus dem potenziell milliarden­schweren Deal, an dem auch noch 2006 gebastelt wurde, genauso wenig wie aus einem Verkauf an Swisscom. Zum einen gab es Leute, die Fischer und Co davon abrieten, letztlich scheiterte er 2006 an Kanzler Schüssel. Damals standen im Herbst Nationalra­tswahlen an, Schüssel befürchtet­e (wohl nicht zu Unrecht), dass die überrasche­nde Telekom-Vollprivat­isierung hohe Wellen schlagen und das Wahlergebn­is belasten würde.

Zur Erinnerung: Noch heute gehören dem Staat rund 28 Prozent der TA, 51 Prozent hält die mexikanisc­he América Móvil, der Rest steht in Streubesit­z. p Liveticker Dienstag ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/Wirtschaft

 ??  ?? Ein Geheimplan hätte die Telekom-Manager Rudolf Fischer (links) und Boris Nemsic zu Miteigentü­mern gemacht.
Ein Geheimplan hätte die Telekom-Manager Rudolf Fischer (links) und Boris Nemsic zu Miteigentü­mern gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria