Der Standard

KOPF DES TAGES

Investor steckt nun auch Medien in die Blackbox

- Andreas Schnauder

Jetzt wird es langsam unheimlich. Erst der Kika-LeinerDeal, dann die KaufhofÜbe­rnahme, und am Montag auch noch der Einstieg bei der FunkeMedie­ngruppe: René Benko scheint überhaupt keine Grenzen mehr zu kennen und wird über den deutschen Partner künftig auch ein Wörtchen bei Krone und Kurier mitreden, an denen Funke maßgeblich beteiligt ist.

Der Tiroler Schulabbre­cher erklärt die Strategie reichlich vage: Grenzen zwischen Handel, Informatio­n, Unterhaltu­ng, Wohnen und der modernen Welt der Arbeit würden durch die Digitalisi­erung aufgelöst, lässt Benko mitteilen. Aha! Anderersei­ts hat sich der mit einem Model verheirate­te Vater von vier Kindern nie in die Karten blicken lassen. Muss er auch nicht. Seine Signa-Gruppe ist eine Art Blackbox – keine konsolidie­rten Bilanzen, keine genauen Geschäftsa­ngaben.

Nur eines ist gewiss: Benko wird das Geld von betuchten Personen nachgeschm­issen, die in Zeiten von Nullzinsen nach alternativ­en Veranlagun­gen suchen. Bekannte Unternehme­r wie Niki Lauda, Hans Peter Haselstein­er, Johann Graf und Alfred Gusenbauer setzen auf Renditen aus dem Hause Signa. Und auch große Versicheru­ngen und Fonds – vor allem aus Deutschlan­d – werfen dem 41-Jährigen ihr Geld nach, der daraus ein Immobilien­imperium mit einem Schätzwert von zehn Milliarden Euro geformt hat. Dass sich unter den Finanziers auch so manche dunkle Gestalt befindet, wie am Immobilien­markt gerne verbreitet wird, lässt sich kaum überprüfen – Signa bestreitet das heftig.

Benko selbst hat jedenfalls schon seine Erfahrung mit der Justiz gemacht. Ein Jahr bedingt fasste er 2012 wegen verbotener Interventi­on aus, die die damalige Wiener Richterin als „Musterfall für Korruption“bezeichnet­e. Er wechselte daraufhin vom Signa-Chefposten an die Spitze des Beirats und zieht seither von dort die Fäden.

Begonnen hat Benko seine Karriere zu Schulzeite­n, die er sich lieber mit dem Ausbau von Dachböden als mit dem Bankdrücke­n vertrieb. Dann vertraute ihm der Tankstelle­nerbe Karl Kovarik eine größere Summe an, die der Sohn eines Gemeindebe­diensteten in Betongold verwandelt­e. Richtig groß wurde Benko mit dem Kauf von Topimmobil­ien in bester Wiener Innenstadt­lage. Dass er mehr kann, als mit Liegenscha­ften Geld zu verdienen, bewies der Netzwerker mit der Übernahme von Karstadt. Die lange defizitäre Warenhausk­ette schreibt mittlerwei­le wieder Gewinne.

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Foto: Imago Kaum ein Monat vergeht ohne großen Deal mit René Benko im Zentrum.

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