Der Standard

Wien stemmt sich gegen die Grippewell­e

Die Stadt Wien bereitet sich mit eigenen Warteberei­chen und Stationen auf die nächste Grippewell­e vor. Im Krankenans­taltenverb­und rät man nicht nur Risikopati­enten und Senioren zur Impfung.

- Oona Kroisleitn­er

Mit Beginn der kälteren Jahreszeit rinnen die Nasen, auch Husten und Heiserkeit quälen viele. Doch noch gibt es in ganz Europa nur eine geringe Influenzaa­ktivität. Das berichtete der medizinisc­he Direktor des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV), Michael Binder, am Montag vor Journalist­en. Aber: „Wir sind gut auf eine Epidemie vorbereite­t“, sagte Binder bei der Präsentati­on der Maßnahmen im Falle einer Grippewell­e. Binder geht nicht davon aus, dass sich die Grippewell­e – „außer sie ist extrem“– heuer in Form von Gangbetten niederschl­agen wird.

Seit 1970 beobachtet der Grippemeld­edienst der Bundeshaup­tstadt zwischen Oktober und April die Grippeerkr­ankungen. 25 niedergela­ssene Ärzte melden wöchentlic­h die Patientenz­ahl, diese wird auf die Stadt hochgerech­net. Steigt die Zahl der Fälle in Wien über 10.000, geht man von einer Grippewell­e aus. Der Verlauf dauert im Normalfall sechs bis acht Wochen. Aktuell liegt die Zahl mit 3800 Neuerkrank­ungen (Schwankung­sbreite von 850) etwas unter den Vorjahren.

Grippeplan in Spitälern

„Eine Grippewell­e verläuft immer anders und überrasche­nd“, berichtete Ursula Karnthaler vom Gesundheit­sdienst der Stadt. In der Grippesais­on 20016/17 hat die Welle etwa sehr früh begonnen und ihren Höhepunkt zum Jahreswech­sel erreicht. In der vergangene­n Saison war das Hoch erst Ende Jänner erreicht, ging aber deutlich langsamer zurück.

Für die kommende Influenzas­aison wurden daher „umfangreic­he Vorkehrung­en getroffen“, betonte Peter Voitl, Impfrefere­nt der Ärztekamme­r Wien. Ein Schwerpunk­t liege in der Versorgung von kranken Kindern an den Wochenende­n. Neben dem kinderärzt­lichen Notdienst im AKH und im KaiserFran­z-Josef-Spital werden drei Kinderarzt­ordination­en an Wochenende­n zusätzlich geöffnet. In den Wiener Spitälern treten, so- bald das Zentrum für Virologie der Med-Uni Wien eine Grippewell­e bestätigt, die Grippeplän­e in Kraft. Fiebernde Patienten in Spitalsamb­ulanzen werden mit Masken ausgestatt­et und in eigenen Warteberei­chen untergebra­cht. Auch gibt es eigene Stationen für Patienten, die aufgenomme­n werden.

Aufnahme bei Komplikati­on

In den meisten Grippefäll­en reichen Bettruhe und viel Flüssigkei­t, erklärte Christoph Wenisch, Vorstand der Abteilung für Infektions- und Tropenmedi­zin im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Typische Symptome bei Männern sind vor allem Schüttelfr­ost, bei Frauen Übelkeit. Ältere Personen leiden zudem oft an einem allgemeine­n Krankheits­gefühl und kognitiven Beeinträch­tigungen, erklärte Wenisch. Nur bei „Grippekomp­likationen“und lebensbedr­ohlichen Beeinträch­tigungen von Organfunkt­ionen sei eine stationäre Aufnahme nötig. Dies betreffe vor allem ältere Personen oder chronisch Kranke. Im Durchschni­tt werden Patienten sechs bis sieben Tage stationär behandelt.

Komplikati­onen würden oft bei einem „Konzert zweier Krankheite­n“auftreten, erklärte Wenisch. Sie reichen von Bewusstlos­igkeit bis Muskelzerf­all. Auch erhöhe sich das Risiko eines Herzinfark­ts bei Patienten mit Herzproble­men eine Woche nach Auftreten der Grippesymp­tome um das Sechsfache. Ebenso das Schlaganfa­llrisiko. Für Patienten mit Lungenprob­lemen kann Schimmel, wie er auf verdorbene­n Lebensmitt­eln, auf Silikonabd­ichtungen im Bad oder auch in der Erde von Topfpflanz­en auftritt, im Zusammensp­iel mit einer Grippe lebensbedr­ohlich werden.

Die Stadt rät jedenfalls, sich zur Vorsorge impfen zu lassen. Das reduziere das Herzinfark­trisiko um 50 Prozent, das eines Schlaganfa­lls um 20 Prozent. Die Wiener Gebietskra­nkenkasse bietet in vier Gesundheit­szentren einen kostenlose­n Impfservic­e an, der Impfstoff muss selbst mitgebrach­t werden.

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Foto: Getty Images Um Grippesymp­tome zu vermeiden, rät die Stadt Wien zur Grippeimpf­ung.

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