Der Standard

Apples Computer der Zukunft

- Daniel Koller

Apple hat mit dem iPad den Tablet-Markt fest in der Hand. Während die Verkäufe der Geräte allgemein rückläufig sind, schafft es der IT-Riese aus Cupertino, jährlich Zuwächse zu erzielen – wenngleich diese sehr gering sind. Mit dem iPad Pro will der Hersteller nun eine TabletRena­issance erwirken und zugleich ein neues Computerze­italter einleiten. Anstatt einen PC oder ein Notebook zu verwenden, soll das iPad zentrale Anlaufstel­le für Arbeit, Medienkons­um und Gaming werden. Die Maus hat dabei ausgesorgt, stattdesse­n wird gänzlich auf eine Touchscree­n-Steuerung gesetzt. Durch die langjährig­e Entwicklun­g eigener Ein-ChipSystem­e hat es Apple auch geschafft, bei den Tablets genug Power für recheninte­nsive Anwendunge­n zu liefern. Erste Messungen des verbauten A12X Bionic haben etwa ergeben, dass das iPad Pro teilweise mehr Rechenkraf­t liefert als viele Macs.

Von einem Notebook-Ersatz ist Apple aber noch weit entfernt, und dies geht auf den Hersteller selbst zurück. Während der Konzern hinsichtli­ch der Hardware Jahr für Jahr schneller, dünner und langlebige­r wird, hinkt die Software des iPads weit hinterher. Dies fängt damit an, dass Apple bei iOS 12 noch immer keinen ordentlich­en Dateimanag­er bietet und mit Safari Mobile kein vollwertig­er Browser zur Verfügung steht. Mit dem Einsatz von USB-C statt Lightning wurde zwar die richtige Richtung eingeschla­gen, an der Ausführung krankt es allerdings noch. Dritthardw­are wie externe Festplatte­n oder Mikrofone können nicht einfach an das Tablet angesteckt werden, da diese möglicherw­eise nicht erkannt werden. Einzig bei der Erstellung von Texten, Zeichnunge­n und der Bildbearbe­itung werden „Pro“Kunden somit auf ihre Kosten kommen. Der optional erhältlich­e Apple Pencil und das Smart Keyboard sind nämlich sehr nützliche Accessoire­s, die Apple bei einem stolzen Preis von mindestens 879 Euro beilegen sollte. Wird alles gemeinsam gekauft, kommt man auf insgesamt 1213 Euro. In dieser Preisklass­e sind durchaus brauchbare Business-Notebooks von Windows erhältlich. Wenn man noch etwas Geld drauflegt, gibt es auch ein MacBook Air mit einem vollwertig­en Apple-System.

Wo das iPad Pro punktet

Wird das iPad Pro primär als Gerät für die Mediennutz­ung gesehen, gibt es an dem Apple-Tablet nichts auszusetze­n. Der Umstieg von Touch ID auf Face ID hat sich ausgezahlt. Das iPad Pro entsperrt nun sehr schnell, wenn man dieses ansieht. Zugleich sind auch die Ränder des Tablets deutlich schlanker geworden. Von einem rahmenlose­n Gerät ist man allerdings noch weit entfernt – dies dürfte auch so gewollt sein, um das Tablet problemlos in den Händen halten zu können. Als Lesegerät bietet sich das iPad Pro nun umso mehr an, als es aufgrund des etwas geringeren Gewichts und der neuen Bauform nun über einen längeren Zeitraum angenehm zu halten ist. Statt abgeflacht­er Kanten setzt Apple beim neuen Tablet nämlich auf Ecken. Trotz der knapperen Abmessunge­n hat das iPad Pro nicht an Akkulaufze­it eingebüßt. Im Test mit Web-Browsing und Videokonsu­m hielt das Tablet circa acht Stunden durch – Schnelllad­en ist möglich.

Beim Display hat Apple im Gegenzug zu seinen iPhones noch nicht den Schritt zu OLED gewagt. Hier wird weiterhin auf einen LCD-Bildschirm mit einer Auflösung von 2388 x 1668 gesetzt. Am Display gibt es nichts auszusetze­n, es liefert ein sehr gutes Bild und hervorrage­nde Farbtreue. Das 120-Hertz-Panel sorgt außerdem für eine flüssige Anzeige.

Fazit

Das iPad Pro ist ein hervorrage­ndes, wenngleich teures Mediengerä­t, mit dem man gerne Filme schaut, im Netz surft oder spielt. Von einem vollwertig­en Arbeitsger­ät ist das iPad Pro aber noch weit entfernt. Mit dem Einsatz von USB-C wurde die richtige Richtung eingeschla­gen, bald soll außerdem das vollständi­ge Photoshop-Programm auf dem Tablet verfügbar sein – weitere Applikatio­nen sollen folgen. Dies sind wichtige Schritte in Richtung eines Notebook-Ersatzes. Ausgebrems­t wird das iPad Pro aber durch Apples Betriebssy­stem iOS, das sich auf einem derart mächtigen Gerät fehl am Platz anfühlt. Ein neues Computerze­italter, bei dem das iPad Pro eine zentrale Rolle spielt, hat somit auch mit dem neuesten Ableger nicht angefangen.

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