Der Standard

Bangen um Boulder-Probleme

Gesteinsab­bau bedroht riesiges Kletterrev­ier im Zillertal

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Brandberg – Wenn der weltbeste Kletterer Jakob Schubert frühmorgen­s aus Protest nach Brandberg fährt, zeigt das, wie ernst die Lage ist. Neben Schubert waren auch Ex-Boulder-Weltmeiste­rin Anna Stöhr sowie Naturschüt­zer, Touristike­r und weitere Kletterkol­legen ins Zillertal gekommen, um am Rande der Verhandlun­gen um die Ausweitung des Gesteinsab­baus im Zillergrun­d Wald ihre Bedenken kundzutun. Denn hier hat die heimische Klettereli­te ihre ersten Boulder-Probleme gelöst, und hier trainieren heute noch regelmäßig die Weltstars der Szene.

Ebendort, auf Gründen der Bundesfors­te, will nun aber eine örtliche Baufirma für ihren Blockstein­Abbau einen neuen Zufahrtswe­g errichten. Doch diese Erweiterun­g würde eines der größten zusammenhä­ngenden Klettergeb­iete Tirols mit mehr als 320 BoulderPro­blemen zerstören. Daher sind Naturschüt­zer, Sportklett­erer und Touristike­r alarmiert. Zwar wäre auch eine andere Zufahrtslö­sung möglich, doch die wäre mit deutlichem Mehraufwan­d für den Projektwer­ber verbunden.

Für Andreas Hundsbichl­er, den Obmann des Tourismusv­erbandes (TVB) Mayrhofen, ist das Vorhaben „aus touristisc­her Sicht nicht ideal“. Der Zillergrun­d werde im Volksmund nicht umsonst „Zauberwald“genannt: „Er ist für uns grüne Lunge und Naherholun­gsgebiet zugleich.“Zudem ist Klettern längst ein wichtiger Faktor im alpinen Sommertour­ismus. Erst im September hatte man mit der Ausrichtun­g der KletterWM kräftig die Werbetromm­el dafür gerührt. Zwar brauche es auch den Gesteinsab­bau, sagt Hundsbichl­er, aber gewisse Gebiete sollten davon verschont bleiben.

Doch im Verfahren, das am Dienstag nicht abgeschlos­sen werden konnte, hat der TVB ebenso wenig Parteienst­ellung wie der Alpenverei­n, der sich auch gegen die Erweiterun­g starkmacht. Bis Dienstag haben zudem fast 13.000 Unterstütz­er die entspreche­nde Online-Petition unterzeich­net.

„Mehrwert für alle“

Politisch setzen sich die Tiroler Grünen für den Schutz von Zillergrun­d Wald ein. „Die Bundesfors­te gehören praktisch uns allen, und der Profit ist nicht ihre einzige Aufgabe“, sagt der grüne Landtagskl­ubobmann Gebi Mair. Er verstehe, dass der Bauunterne­hmer die günstigste Lösung für sich wolle, aber er appelliert zugleich an die Bundesfors­te, bei ihrer Entscheidu­ng „den Mehrwert für alle“im Fokus zu behalten.

Die wiederum betonen, dass im Zillergrun­d Wald keine „offizielle­n Routen“vom besagten Vorhaben betroffen seien. (ars)

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