Der Standard

Erste Ausstellun­g zum NS-Lager Graz-Liebenau

Eröffnung am 14. 11. im Graz-Museum

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Graz – Es waren die Diskussion­en um ein geplantes Wasserkraf­twerk, die eines der finsterste­n Kapitel der Stadt aus dem Reich des Vergessens hervorholt­en. Auf dem Platz, auf dem das Kraftwerk gebaut wird, stand nämlich einst das größte NS-Zwangsarbe­iterlager von Graz. Auch tausende ungarische Juden auf ihren Todesmärsc­hen vom „Südwall“ins KZ Mauthausen wurden hier im April 1945 durchgesch­leust. Mindestens 34 Menschen wurden von den Nazi-Schergen erschossen.

Seit 2011 organisier­t eine Bürgerinit­iative eine jährliche Gedenkvera­nstaltung und fordert eine Suche nach den Überresten weiterer ungarisch-jüdischer Opfer. Diese konnte man zwar nicht durchsetze­n, allerdings finden die Grabungen im Lagerareal mittlerwei­le unter archäologi­scher Begleitung statt. Dabei kamen neben kleineren Funden und Graffiti von Haftinsass­en auch die ehemaligen Lagerstruk­turen zum Vorschein. Gemeinsam mit kürzlich gefundenen neuen Dokumenten sind diese Relikte nun in der ersten wissenscha­ftlichen Ausstellun­g zum Lager Graz-Liebenau zu sehen.

Konzipiert vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolg­enforschun­g unter der Leitung von Barbara Stelzl-Marx zeichnet sie die Geschichte eines Ortes nach, an dem unterschie­dliche Facetten der NS-Ideologie brutale Gestalt annahmen. Gegründet als Umsiedlerl­ager für „Volksdeuts­che“diente es während des Krieges als Zwangsarbe­iterlager. Kurz vor Kriegsende kam es im Lager Liebenau zu einem Massaker an ungarische­n Juden.

„Ein Großteil der Exponate und Abbildunge­n ist zum ersten Mal öffentlich zu sehen“, so Barbara Stelzl-Marx. Begleitend zur Ausstellun­g ist ein Bildband erschienen. (grido) Bis April 2019. Ausstellun­gseröffnun­g: 14. 11., 18 Uhr, Graz-Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz

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