Der Standard

Gas überholt Kohle 2030 im weltweiten Ranking

Internatio­nale Energieage­ntur sieht Energiehun­ger global um gut ein Viertel steigen

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London – Die Energiebra­nche steht nach Einschätzu­ng der Internatio­nalen Energieage­ntur (IEA) vor dem dramatisch­sten Wandel ihrer Geschichte. Die globale Energienac­hfrage steigt weiter stark und ohne breitfläch­igen Einsatz energieeff­izienter Technologi­en sogar noch deutlich mehr, vor allem in Asien. Und: Kohle verliert in absehbarer Zeit die über Jahrzehnte unverrückb­ar scheinende Position als weltweit zweitwicht­igster Energieträ­ger nach Öl. An ihre Stelle tritt zunehmend Erdgas.

Dies geht aus dem am Montag in London vorgestell­ten World Energy Outlook hervor, der oft auch als „die Bibel der Energiebra­nche“bezeichnet wird. In dem 662 Seiten starken Bericht verweisen die IEA-Experten auf verstärkte Bemühungen der Staatengem­einschaft, die Luftversch­mutzung zurückzudr­ängen. Das sei der Hauptgrund, warum Kohle an Bedeutung verliere. Beim Verbrennen emittiert sowohl Stein- als auch Braunkohle deutlich mehr klimaschäd­liches CO2 als andere Energieträ­ger.

Die in Paris ansässige IEA sieht den Höhepunkt des weltweiten Kohleverbr­auchs bereits 2014 erreicht. Selbst in China, dem Kohleland Nummer eins, sinke die Nachfrage nach dem fossilen Energieträ­ger bis 2040 um 15 Prozent. Aber auch Europa (minus 65 Prozent) und die USA (minus 30 Pro- zent) arbeiteten auf eine Zukunft ohne Kohle hin.

Erdgas hingegen wird dank der deutlich niedrigere­n Emissionsw­erte immer öfter alternativ zur Kohle eingesetzt und wird diese laut IEA längstens 2030 global als zweitwicht­igste Energieque­lle ablösen. Dagegen werde der Ölbedarf durch Elektromob­ilität und effiziente Treibstoff­technologi­e in den kommenden 20 Jahren stärker sinken als bisher erwartet. Bis 2040 rechnet die IEA mit rund 300 Millionen Elektroaut­os auf den Straßen.

Im Bereich erneuerbar­e Energien sind die Experten aus Paris deutlich optimistis­cher als einige ihrer Kollegen. 45 Prozent des weltweiten Energiever­brauchs sollen ihnen zufolge 2040 schon durch erneuerbar­e Quellen gedeckt werden. Zum Vergleich: Die Experten des BP Energy Outlook rechnen im selben Zeitraum mit 25 Prozent grünem Anteil am Gesamtener­gieverbrau­ch.

Insgesamt wird der Energiehun­ger nicht zuletzt aufgrund des Bevölkerun­gswachstum­s stark zulegen – um mehr als 25 Prozent bis 2040. Ohne Einsatz energieeff­izienter Technologi­en könnte sich der Energiebed­arf bis dorthin sogar verdoppeln. (Reuters, stro)

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