Der Standard

Milliarden für lernende Maschinen

Deutschlan­d will bei der Erforschun­g und Entwicklun­g künstliche­r Intelligen­z an die Weltspitze. Auch Österreich­s Wirtschaft­sministeri­n ortet Aufholbeda­rf.

- Birgit Baumann aus Berlin, Katharina Mittelstae­dt

Vom Klein-Klein der vergangene­n Wochen, vom ewigen Streit zwischen CDU und CSU, von den vielen Beleidigun­gen haben nun alle die Nase voll. Wenn die deutsche Regierung an diesem Mittwoch im brandenbur­gischen Potsdam zwei Tage lang in Klausur geht, dann soll es zur Abwechslun­g wieder einmal um das Große gehen, besser gesagt um das ganz Große und die Zukunft.

Künstliche Intelligen­z (KI) steht auf der Tagesordnu­ng, und da hat sich die schwarz-rote Koalition einiges vorgenomme­n. Man tagt im Hasso-Plattner-Institut, das die Engineerin­g-Fakultät beherbergt, die erste privat finanziert­e Fakultät einer öffentlich­en Universitä­t in Deutschlan­d.

Kanzlerin Angel Merkel hat erkannt, dass Deutschlan­d das Thema künstliche Intelligen­z nicht den Chinesen oder den USA überlassen darf. Zwar stehe Deutschlan­d wirtschaft­lich „gut da“. Doch „auf der anderen Seite wissen wir, dass die Welt nicht schläft, und deshalb müssen wir natürlich uns auch weiter anstrengen“, sagt sie.

Mehr Professure­n an Unis

Also will die Regierung der größten Volkswirts­chaft Europas einiges an Geld in die Hand nehmen, um nicht den Anschluss zu verpassen, sondern die Forschung auf ein „weltweit führendes Niveau“zu bringen.

Die KI-Strategie sieht drei Milliarden Euro des Bundes bis zum Jahr 2025 vor. Geplant sind mindestens 100 neue Professure­n. Das bereits bestehende Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DKFI) mit Standorten in Kaiserslau­tern, Saarbrücke­n, Berlin und Bremen soll neue Institute in Tübingen, München und Dortmund bekommen. Außerdem ist ein „deutsches Observator­ium für künstliche Intelligen­z“geplant.

Doch die Regierung will nicht nur mehr Geld geben, sondern auch mehr Daten der öffentlich­en Hand. „Die Menge an nutzbaren, qualitativ hochwertig­en Daten muss deutlich erhöht werden, ohne dabei Persönlich­keitsrecht­e, das Recht auf informatio­nelle Selbstbest­immung oder andere Grundrecht­e zu verletzen“, heißt es in einem Eckpunktep­apier.

Es gehe dabei nicht um Daten von konkreten Personen, sondern um „anonymisie­rte Daten“, sagt Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU). Mit diesen könne man „bares Geld verdienen“.

Rennen noch nicht verloren

Ähnlich tönt es aus Österreich: „Wir können Artificial Intelligen­ce und Robotics nur weiterentw­ickeln, wenn wir den Zugang zu Daten haben – Big Data und Real-time Data“, sagt Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP). Auch sie ist überzeugt, dass künstliche Intelligen­z der Schlüssel sei, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. „Europa hat das weltweite Rennen noch nicht verloren, aber wir müssen rasch in die Überholspu­r kommen.“

Im Rahmen der österreich­ischen Ratspräsid­entschaft wurde kürzlich ein „Presidency Paper“zum Thema eingebrach­t, das Ende November von allen Mitgliedss­taaten abgesegnet werden soll. Ziel sei es, durch Innovation die Attraktivi­tät des Standorts Europa zu steigern. Das Dokument, insofern alle damit einverstan­den sind, ist allerdings nicht mehr als eine Empfehlung in Richtung EU-Kommission, sich künstliche­r Intelligen­z anzunehmen.

Wie viel Österreich in das Thema investiert? Das Ministeriu­m unterstütz­e einige Projekte der heimischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft in dem Bereich, heißt es aus Schramböck­s Büro. Darüber hinaus würde bald ein Ausbildung­sschwerpun­kt starten. Ein Posten für Digitalisi­erung im EU-Budget werde verhandelt.

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