Milliarden für lernende Maschinen
Deutschland will bei der Erforschung und Entwicklung künstlicher Intelligenz an die Weltspitze. Auch Österreichs Wirtschaftsministerin ortet Aufholbedarf.
Vom Klein-Klein der vergangenen Wochen, vom ewigen Streit zwischen CDU und CSU, von den vielen Beleidigungen haben nun alle die Nase voll. Wenn die deutsche Regierung an diesem Mittwoch im brandenburgischen Potsdam zwei Tage lang in Klausur geht, dann soll es zur Abwechslung wieder einmal um das Große gehen, besser gesagt um das ganz Große und die Zukunft.
Künstliche Intelligenz (KI) steht auf der Tagesordnung, und da hat sich die schwarz-rote Koalition einiges vorgenommen. Man tagt im Hasso-Plattner-Institut, das die Engineering-Fakultät beherbergt, die erste privat finanzierte Fakultät einer öffentlichen Universität in Deutschland.
Kanzlerin Angel Merkel hat erkannt, dass Deutschland das Thema künstliche Intelligenz nicht den Chinesen oder den USA überlassen darf. Zwar stehe Deutschland wirtschaftlich „gut da“. Doch „auf der anderen Seite wissen wir, dass die Welt nicht schläft, und deshalb müssen wir natürlich uns auch weiter anstrengen“, sagt sie.
Mehr Professuren an Unis
Also will die Regierung der größten Volkswirtschaft Europas einiges an Geld in die Hand nehmen, um nicht den Anschluss zu verpassen, sondern die Forschung auf ein „weltweit führendes Niveau“zu bringen.
Die KI-Strategie sieht drei Milliarden Euro des Bundes bis zum Jahr 2025 vor. Geplant sind mindestens 100 neue Professuren. Das bereits bestehende Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI) mit Standorten in Kaiserslautern, Saarbrücken, Berlin und Bremen soll neue Institute in Tübingen, München und Dortmund bekommen. Außerdem ist ein „deutsches Observatorium für künstliche Intelligenz“geplant.
Doch die Regierung will nicht nur mehr Geld geben, sondern auch mehr Daten der öffentlichen Hand. „Die Menge an nutzbaren, qualitativ hochwertigen Daten muss deutlich erhöht werden, ohne dabei Persönlichkeitsrechte, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung oder andere Grundrechte zu verletzen“, heißt es in einem Eckpunktepapier.
Es gehe dabei nicht um Daten von konkreten Personen, sondern um „anonymisierte Daten“, sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Mit diesen könne man „bares Geld verdienen“.
Rennen noch nicht verloren
Ähnlich tönt es aus Österreich: „Wir können Artificial Intelligence und Robotics nur weiterentwickeln, wenn wir den Zugang zu Daten haben – Big Data und Real-time Data“, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Auch sie ist überzeugt, dass künstliche Intelligenz der Schlüssel sei, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Europa hat das weltweite Rennen noch nicht verloren, aber wir müssen rasch in die Überholspur kommen.“
Im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft wurde kürzlich ein „Presidency Paper“zum Thema eingebracht, das Ende November von allen Mitgliedsstaaten abgesegnet werden soll. Ziel sei es, durch Innovation die Attraktivität des Standorts Europa zu steigern. Das Dokument, insofern alle damit einverstanden sind, ist allerdings nicht mehr als eine Empfehlung in Richtung EU-Kommission, sich künstlicher Intelligenz anzunehmen.
Wie viel Österreich in das Thema investiert? Das Ministerium unterstütze einige Projekte der heimischen Forschungsförderungsgesellschaft in dem Bereich, heißt es aus Schramböcks Büro. Darüber hinaus würde bald ein Ausbildungsschwerpunkt starten. Ein Posten für Digitalisierung im EU-Budget werde verhandelt.