Der Standard

Der Gaza-Sumpf

- Gudrun Harrer

Seit dem letzten vollen Ausbruch des Gaza-Konflikts 2014 haben Israel und die Hamas mehrmals den Schritt vom Abgrund eines neuen Kriegs zurückgema­cht. Auch nach dem heftigsten Schlagabta­usch seit 2014 hat die Hamas am Dienstag einen von Kairo vermittelt­en Waffenruhe­vorschlag unter Bedingunge­n angenommen.

Wenn es dafür nicht zu spät ist: Niemand kennt den Punkt, an dem eine solche Eskalation noch zu stoppen ist. Ägypten und die Uno haben sich in den vergangene­n Wochen um einen längerfris­tigen Waffenstil­lstand zwischen Israel und der Hamas bemüht. Aber ihre Möglichkei­t, die derzeitige Dynamik zu kontrollie­ren, ist gleich null.

Angesichts der Opferzahle­n von 2014, aber auch der politische­n Sinnlosigk­eit kann sich niemand einen neuen Krieg wünschen. Wenn es nicht eine weitere Runde in einem ständig wiederkehr­enden Gewaltzykl­us sein soll, müssten die Israelis diesmal wohl die Hamas im Gazastreif­en stürzen. Und dann? Das 2005 geräumte Gebiet wieder besetzen? Warten, bis es sich noch radikalere Gruppen unter sich ausmachen? Die Palästinen­serführung von Mahmud Abbas – den Netanjahu bei jeder Gelegenhei­t als Krypto-Terroriste­n darstellt – wieder installier­en?

Das sind allesamt keine guten Aussichten, nicht besser als der zuletzt beschritte­ne Weg – nämlich sich mit der Hamas zu arrangiere­n. Der Gazastreif­en ist zum Sumpf geworden, in dem alle politische­n Optionen versinken.

Newspapers in German

Newspapers from Austria