Der Standard

Rassismus und Stehsätze

- Muzayen Al-Youssef

Wer Beispiele für Hass im Netz sucht, muss nicht weiter schauen als bis zu den Websites der FPÖ und ihrer Funktionär­e. Ein aktuelles Video zeigt einen Mann namens Ali, der mit der E-Card seines Cousins Mustafa zum Zahnarzt gehen möchte. Dazu wird für die Fotopflich­t bei E-Cards mit dem Slogan „Sozialmiss­brauch ade“geworben. Das bedient bloß rassistisc­he Klischees.

Fast zeitgleich veranstalt­et die Bundesregi­erung einen Gipfel, der eigentlich das Ziel haben sollte, gesetzlich­e Schranken für Hasskommen­tare im Netz aufzustell­en. Der Anlass war die Debatte um den Fall der Ex-Abgeordnet­em Sigi Maurer. Sie hatte keine Möglichkei­t, gegen den Verfasser einer Hassnachri­cht vorzugehen, weil sie diese auf einem privaten Kanal erhalten hatte.

Diese und andere Gesetzeslü­cken möchte die Regierung stopfen. Doch wer sich von der versammelt­en Regierungs­spitze konkrete Vorschläge erwartet hat, wurde enttäuscht. Es blieb bei Absichtser­klärungen. Das gilt auch für das groß angekündig­te „digitale Vermummung­sverbot“. Ein absolutes Verbot für Pseudonyme in Onlinefore­n steht vorerst nicht auf der Agenda – und das ist gut so. Aber übrig bleibt dann nur eine Auskunftsp­flicht für Plattforme­n: Sie müssen Nutzerdate­n hergeben, wenn der Verdacht auf einen Rechtsbruc­h besteht. Doch dies ist längst geltendes Gesetz.

Der Kampf gegen Hass im Netz braucht mehr Ideen – sowie ein wenig Selbstkrit­ik bei den Regierungs­parteien.

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