Der Standard

Chance grandios vergeigt

- David Krutzler

Für die Wiener Opposition war es das Highlight: Endlich musste Ex-Stadträtin Sonja Wehsely vor der UKommissio­n zum Krankenhau­s Nord unter Wahrheitsp­flicht aussagen. Nach Meinung der politische­n Gegner trägt sie die Hauptveran­twortung für ausufernde Kosten und nicht eingehalte­ne Zeitpläne bei dem Milliarden­projekt. Die Chance, Wehselys Rolle dementspre­chend detailreic­h aufzukläre­n, wurde aber grandios vergeigt.

Zu Details und Nebensächl­ichkeiten wurde verbissen nachgefrag­t, statt die grundsätzl­iche politische Verantwort­ung für das Projekt herauszuar­beiten. So nutzten etwa die Neos Wehselys Erscheinen auch dafür, nachzufrag­en, ob es für Politiker eine Cooling-off-Phase geben sollte. Hintergrun­d: Wehsely heuerte bei Siemens an – einem Konzern, mit dem sie als Stadträtin und beim KH Nord zu tun hatte. Auch der große Garten des Spitals spielte in der Befragung eine übermäßige Rolle.

Die FPÖ nötigte Wehsely zumindest ein spannendes Bekenntnis ab: Worst-Case-Szenarien, die in internen KHNord-Berichten bereits früh kursierten, hat sie bewusst nicht öffentlich gemacht. Damit bleibt der Vorwurf, dass Mehrkosten und Zeitverzög­erungen zu spät kommunizie­rt wurden, bestehen. Die Stadt hätte durch zu viel Offenheit ihre Verhandlun­gsposition auf dem Markt verschlech­tert, rechtferti­gte sich Wehsely. Wohl eher wollte die SPÖ keine negativen Schlagzeil­en vor der Wien-Wahl 2015.

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