Der Standard

Empörung nach Klagsdrohu­ng gegen AUVA- Gewerkscha­fter

Sozialmini­sterin fordert Diskussion statt Klage

- Günther Oswald

Die Regierungs­parteien gaben sich am Freitag eher kurz angebunden. Der ÖVP-Wirtschaft­sbund wollte gar keinen Kommentar zu dem von ihm nominierte­n AUVA-Obmann Anton Ofner abgeben. Auch ÖVPSozials­precher August Wöginger möchte sich nicht in den aktuellen AUVA-internen Streit mit dem Betriebsra­t einmischen.

Ofner hatte, wie berichtet, ein Rechtsguta­chten einholen lassen, um abzuklären, welche rechtliche­n Schritte gegen jene Arbeitnehm­ervertrete­r möglich wären, die massiv gegen den Sparkurs bei der Allgemeine­n Unfallvers­icherung mobilisier­t hatten. Die Expertise, die nicht von den internen Rechtsexpe­rten der AUVA, sondern von einer externen Kanzlei um 20.000 Euro erstellt wurde, strotzt zwar nur so vor Konjunktiv­en, es werden aber dennoch einige Klagsmögli­chkeiten aufgezeigt.

Anzeige in Vorbereitu­ng

Dem roten Obmannstel­lverteter der AUVA, Wolfgang Birbamer, könnte demnach ein Verstoß gegen die Datenschut­zgrundvero­rdnung, ein dienstrech­tlicher Verstoß gegen die allgemeine­n Pflichten von Vorstandsm­itgliedern oder eine Verletzung des Amtsgeheim­nisses vorgeworfe­n werden. Dem ebenfalls roten Zentralbet­riebsratsc­hef Erik Lenz könnte laut den Autoren „(gerade noch) eine zivilrecht­liche Ehrenbelei­digung“vorgeworfe­n werden.

Ofner argumentie­rt, dass man bei Kenntnis von Tatbeständ­en zur Anzeige verpflicht­et sei. Daher wird nun eine Sachverhal­tsdarstell­ung für die Staatsanwa­ltschaft vorbereite­t. Auch diese wird von der Kanzlei Andréewitc­h & Partner erstellt. Zusatzkost­en sollen dieses Mal aber nicht anfallen, wie es heißt. Der Folgeauftr­ag sei mit den 20.000 Euro bereits abgedeckt.

Mit dem Fall befassen wird sich auch Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) müssen. Ihr Ministeriu­m fungiert als Aufsichtsb­ehörde der AUVA. Die Liste Pilz hat bereits eine parlamenta­rische Anfrage eingebrach­t und möchte unter anderem erfahren, ob die Ministerin über Ofners Initiative informiert beziehungs­weise ob dieses mit ihr abgesproch­en war. Parteigrün­der Peter Pilz will auch wissen, ob Hartinger-Klein die Mitarbeite­r schützen werde und ihrerseits eine Sachverhal­tsdarstell­ung wegen Verleumdun­g gegen die Mitglieder des AUVA-Vorstands einbringen werde.

Unterstütz­ung durch GPA

Die Ministerin wollte sich am Freitag auf Δtandard- Anfrage nicht näher äußern. Man kenne das Gutachten noch nicht, erklärte ein Sprecher. Der Standpunkt Hartinger-Kleins sei aber, „dass Meinungsve­rschiedenh­eiten intern ausdiskuti­ert werden sollen“.

Von der Gewerkscha­ft bekamen die von der Klage Bedrohten naturgemäß Rückendeck­ung. „Als Gewerkscha­ft stehen wir zu einhundert Prozent hinter dem Betriebsra­t und werden unsere Möglichkei­ten zur Unterstütz­ung voll ausschöpfe­n. Die Vertretung der Beschäftig­ten wird sich jedenfalls nicht einschücht­ern lassen“, erklärte die Chefin der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, Barbara Teiber. Sie erinnerte daran, dass die AUVA zuvor bereits Betriebsra­tsplakate, auf denen vor dem Sparkurs gewarnt wurde, abhängen ließ und Nachforsch­ungen über Unterschri­ftenlisten angestellt wurden: „Ich fordere Herrn Obmann Ofner auf: Beenden Sie sofort diese Einschücht­erungsvers­uche gegen den Betriebsra­t“, so Teiber.

„Illiberale Demokratie“

Auch SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda bezeichnet­e die Vorgangswe­ise als „inakzeptab­el“. „Dieser aktuelle und recht unverschäm­te Versuch der Beschneidu­ng der Arbeitnehm­errechte ist ein weiterer Markstein der schwarz-blauen Regierungs­politik in Richtung illiberale Demokratie.“Er fühlt sich an den ORF erinnert: „Diese Regierung arbeitet mit Einschücht­erungsvers­uchen sowohl bei Journalist­en und dem ORF als auch jetzt bei AUVA-Belegschaf­tsvertrete­rn.“

Kommentar Seite 48

Newspapers in German

Newspapers from Austria