Was tun, damit Antibiotika wirksam bleiben
Krank ist niemand gern. Lange Zeit galten Antibiotika als schnelle Lösung, um wieder gesund zu werden. Doch nun verlieren sie ihre Wirkung. Was Patienten selbst gegen Antibiotikaresistenz tun können.
Sie beginnt wieder: die Husten- und Schnupfenzeit. Mitunter können Infekte auch schwerer verlaufen, mit Fieber zum Beispiel. „Es gibt viele Patienten, die ein Antibiotikum fordern, weil sie schnell wieder fit sein wollen“, berichtet Internist Oskar Janata vom SMZ Ost Donauspital Wien. Die Praxis der inflationären Verschreibung dieser Medikamente hat dazu geführt, dass bestimmte Bakterien wie etwa Escherichia coli Strategien entwickelten, sich gegen die Wirkstoffe zu behaupten.
„Das ist Evolution“, so Janata, und einer der Gründe, warum EU-weite Initiativen zur Eindämmung der Antibiotikaresistenzen anlaufen. „Arznei und Vernunft“heißt die Awareness-Kampagne in Österreich. Federführend dabei ist Erich Singer von der Ethikkommission der Med-Uni Wien. „Wir sitzen alle im selben Boot und können das Problem nur gemeinsam angehen“, sagt er. Nicht der einzelne Mensch ist immun, sondern Bakterien sprechen nicht mehr auf Medikamente an.
Die Lage ist ernst. Wie das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) unlängst errechnete, sterben 33.000 Menschen jährlich, weil Antibiotika nicht mehr wirken.
Viele Ursachen
Das lässt die Alarmglocken läuten. Zur Eindämmung müssen einerseits ärztliche Verschreibungspraktiken verändert werden, andererseits sind Behandlungsroutinen und Hygienemaßnahmen in Spitälern an die neue Situation anzupassen. Antibiotikaresistenzen sind nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch in der Landwirtschaft bei Fragen der Viehzucht ein Thema. Dort ist der Antibiotikaeinsatz in den letzten Jahrzehnten ebenfalls massiv gestiegen.
Die gute Nachricht: Im EU-Vergleich steht Österreich nicht schlecht da. Die Antibiotikaresistenzen sind rückläufig. Trotzdem mahnt Janata: „Die meisten Infekte sind viral, da können Antibiotika, die ja nur gegen Bakterien wirksam sind, nichts“, sagt er und empfiehlt Patienten stets, einige Tage abzuwarten und sich mit Hausmitteln zu behelfen statt auf fiebersenkende Medikamente zurückzugreifen. „Am meisten sorgen sich immer Eltern kleiner Kinder“, dabei könne ein Gespräch mit dem Arzt oft Sorgen nehmen, so Infektiologe Janata.
„Im Kampf gegen Antibiotikaresistenz geht es um die Zukunft unserer Kinder“, betont ECDC-Programmdirektor Dominiqe Monnet, der hofft, dass diese Überzeugung sich bei allen Europäern als Leitgedanke im Krankheitsfall durchsetzt. „Wenn Ärzte vergessen, sich die Hände zu desinfizieren, sollten Patienten sie unbedingt erinnern“, sagt er, weil er weiß, dass Verhaltensänderungen immer eine Zeit dauern, bis sie sich etablieren.
Gemeinsame Anstrengung
Janata verschweigt seinen Patienten auch nicht die Nebenwirkungen, die bestimmte Antibiotikasubstanzklassen auslösen können. So können sowohl Makrolide als auch Chinolone Herzrhythmusstörungen auslösen, Letztere erhöhen auch das Risiko einer Achillessehnenruptur bzw. eines Aortenrisses. „Diese Nebenwirkungen sollten wir nicht verschweigen“, so Janata, der sich gegen Panikmache und für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika einsetzt. Das sei eine gemeinsame Anstrengung für die Zukunft, sagt er.