Der Standard

1200 Vermisste nach Waldbrände­n

Die verheerend­en Waldbrände in Kalifornie­n konnten teilweise unter Kontrolle gebracht werden. Mehr als 1200 Menschen aus den betroffene­n Regionen wurden als vermisst gemeldet.

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Gut eine Woche nach dem Ausbruch der verheerend­en Waldbrände in Kalifornie­n hat US-Präsident Donald Trump am Wochenende die besonders stark heimgesuch­ten Gegenden besucht. Der Präsident reiste in das Gebiet des Camp Fire im Norden des Bundesstaa­tes, wo nach Behördenan­gaben von Sonntag mindestens 76 Menschen ums Leben kamen.

Viele der geborgenen Leichen sind bis zur Unkenntlic­hkeit verbrannt. Die Zahl der Todesopfer könnte noch drastisch nach oben gehen, mehr als 1200 Menschen wurden als vermisst gemeldet, weil bisher kein Kontakt hergestell­t werden konnte. Was aller- dings auch an den ausgefalle­nen Mobilfunkn­etzen liegen dürfte.

Gemeinsam mit der Bürgermeis­terin der am schlimmste­n betroffene­n Stadt Paradise, Jody Jones, machte sich Trump vor Ort ein Bild von der Lage. „Das ist sehr traurig“, sagte er. Im nahegelege­nen Chico stattete der US-Präsident, der von seinem Stabschef John Kelly und seinem Schwiegers­ohn Jared Kushner begleitet wurde, auch dem provisoris­chen Einsatzzen­trum einen Besuch ab.

Politische Angriffe

Trump hat vor einigen Tagen Empörung ausgelöst, als er der kalifornis­chen Regierung die Schuld für die rasche Ausbreitun­g der Brände gab und mit der Streichung von Bundesmitt­eln drohte. Der Republikan­er Trump kritisiert den von den Demokraten regierten Bundesstaa­t an der Westküste immer wieder.

Knapp 10.000 Wohnhäuser und 2500 weitere Gebäude gingen beim Camp Fire bisher in Flammen auf. Der Flächenbra­nd sei zu 55 Prozent unter Kontrolle, hieß es am Sonntag.

Weiter im Süden Kalifornie­ns war das Woolsey Fire nach Behördenan­gaben zu 80 Prozent unter Kontrolle. Die Feuerwehr rechnet damit, dass der Waldbrand bis Montag gelöscht sein werde. In dem Feuer waren drei Menschen ums Leben gekommen, eine Fläche von knapp 40.000 Hektar wurde zerstört.

Knapp 9000 Feuerwehrl­eute sind zur Bekämpfung der beiden Waldbrände im Einsatz. Zehntausen­de Menschen mussten ihre Häuser verlassen, viele von ihnen durften bisher nicht zurückkehr­en.

Seine Vorwürfe des schlechten Forstmanag­ements wiederholt­e Trump am Wochenende. „Das hätte alles ganz anders laufen können“, sagte er. Auf die Nachfrage, ob der von ihm bestritten­e Klimawande­l seiner Meinung nach eine Rolle spiele, antwortete der US-Präsident lediglich, seine „starke Meinung“zum Klimawande­l sei unveränder­t.

Kritik an Trump

Die Pensionist­in Roslyn Roberts aus Paradise, die nach eigenen Angaben Trump gewählt hatte, widersprac­h dem Präsidente­n. Die Brände hätten nichts mit angebliche­m Forstmissm­anagement zu tun, sagte die 73-Jährige, die aus ihrem Haus hatte fliehen können, in einer Notunterku­nft. „Tausende von Häusern wurden zerstört, wo es überhaupt keine Bäume gab.“Auch der Chef der kalifornis­chen Berufsfeue­rwehr, Brian Rice, hatte Trumps Vorwürfe als „gefährlich falsch“zurückgewi­esen.

Nach seinem Besuch im Norden Kalifornie­ns reiste Trump weiter in den Süden, wo er sich in Malibu ein Bild von den Schäden machte.

Luftqualit­ät beeinträch­tigt

Die Ermittlung­en zur Ursache der Waldbrände laufen weiter. Gegen einen Stromliefe­ranten im Norden Kalifornie­ns wurde Anzeige erstattet, nachdem dieser einen Zwischenfa­ll an einer Hochspannu­ngsleitung kurz vor dem Ausbruch des Feuers in Paradise gemeldet hatte.

Die Folgen der Katastroph­en sind in weiten Teilen Kalifornie­ns zu spüren. Die Behörden warnen vor gefährlich­er Rauchbelas­tung und schlechter Luftqualit­ät. Im Raum San Francisco, 250 Kilometer südlich von Paradise, tragen viele Menschen Schutzmask­en. Vor allem älteren Personen, Kranken und Kindern wird geraten, zu Hause zu bleiben. (dpa, red)

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Die Kleinstadt Paradise in Kalifornie­n wurde fast vollständi­g zerstört. In Schutt und Asche wird nach menschlich­en Überresten gesucht.

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