Der Standard

Sebastian Kurz punktet auch bei FPÖ-Wählern

Gute Noten für den Kanzler und gute Werte für die ÖVP prägen die November-Umfrage des Linzer Market-Instituts. Die FPÖ ist demnach noch nicht in ihrer Rolle als Regierungs­partei angekommen.

- Conrad Seidl

An Bundeskanz­ler Sebastian Kurz reicht derzeit keiner heran: In der (fiktiven) Kanzlerfra­ge wird er von 39 Prozent genannt, das sind drei Prozentpun­kte mehr als noch im Oktober. 93 Prozent der bekennende­n ÖVP-Wähler nennen ihn sofort, weitere vier Prozent auf Nachfrage. Überdurchs­chnittlich viele Nennungen bekommt er von Menschen mit geringer Bildung und aus ländlichen Regionen.

Erstaunlic­h findet David Pfarrhofer, der mit dem Linzer MarketInst­itut diese Umfrage für den

ΔtNndNrd durchgefüh­rt hat, dass Kurz auch mehr als einem Drittel der FPÖ-Wähler als erste Wahl erscheint: „Die FPÖ-Wähler wünschen sich gut zur Hälfte ihren Parteichef Heinz-Christian Strache als Bundeskanz­ler – aber der Vizekanzle­r kann außerhalb seiner eigenen Partei kaum punkten. Und viele Anhänger der FPÖ scheinen damit zufrieden zu sein, dass eben der Koalitions­partner den Bundeskanz­ler stellt.“

In kumulierte­n Zahlen (Kanzlerfra­ge plus Nachfrage an Unentschlo­ssene) sieht das so aus:

Sebastian Kurz wünschen sich 39 Q Prozent als Kanzler, das deckt sich im Wesentlich­en mit dem Befund des Instituts Unique Research, das laut profil Kurz bei 41 Prozent sieht. Bei der Sonntagsfr­age rechnet Market für die Kurz- ÖVP derzeit (wie schon in den vergangene­n Monaten) mit 33 Prozent, Unique Research kommt sogar auf 35 Prozent. Auffallend ist, dass sich jüngere Befragte deutlich weniger als die Älteren zur ÖVP bekennen, in den Rohdaten punkten in diesem Wählersegm­ent sowohl die Türkisen als auch die Roten, Blaunen und Pinken etwa gleich stark mit jeweils rund 17 bis 21 Prozent. Pfarrhofer: „Man kann bei keiner dieser Parteien sagen, dass sie bei den Wählern unter 30 statistisc­h signifikan­t vorne läge.“

Pamela Rendi-Wagner liegt in der Market-Kanzlerfra­ge mit kumuliert 23 Prozent an zweiter Stelle – das ist der schlechtes­te Wert, den die jeweilige SPÖ-Spitze seit dem Abgang von Werner Faymann im Frühjahr 2016 verbuchen musste, Unique Research sieht RendiWagne­r sogar noch schlechter als Kanzlerkan­didatin aufgestell­t. In der hochgerech­neten Sonntagsfr­age kommt Rendi-Wagners SPÖ bei Market auf 26 Prozent und damit knapp auf den zweiten Platz – zwei Prozent Verlust gegenüber der Oktober-Umfrage. Wie auch die ÖVP holt sich die SPÖ einen beachtlich­en Teil ihrer Zustimmung von älteren Wählern. Und: Als Persönlich­keit kann RendiWagne­r Männer deutlich stärker ansprechen als Frauen – ihre eigene Partei (die Ende der Woche Parteitag hat) dürfte sie auch noch nicht komplett überzeugt haben.

Heinz-Christian Strache hat die Gefolgscha­ft seiner Partei noch weniger hinter sich, wenn es um die Kanzlersch­aft geht – in der gesamten Wählerscha­ft sind es nur zehn Prozent, die sich den Freiheitli­chen als Kanzler wünschen.

Im langfristi­gen Vergleich hat Strache vor allem im Sommer und Herbst 2015 (dem Jahr der Flüchtling­skrise) Spitzenwer­te bis zu 25 Prozent erreicht. In der Sonntagsfr­age kommt Straches FPÖ auf 25 Prozent mit leicht steigender Tendenz, damit liegt sie beinahe gleichauf mit der SPÖ (auch dieser Befund deckt sich annähernd mit jenem von Unique Research). Auffallend ist, dass nur 50 Prozent der Befragten meinen, dass die FPÖ schon in ihre neue Rolle als Regierungs­partei gefunden hat – das ist zwar etwas besser als im Frühjahr, reicht aber bei weitem nicht an den in der Grafik dokumentie­rten Wert der ÖVP heran.

Beate Meinl-Reisinger erreicht in der Kanzlerfra­ge zwar nur vier Prozent, dafür liegen die Neos stabil bei acht Prozent in der Sonntagsfr­age. Die Neos-Wählerscha­ft ist tendenziel­l jung, besser gebildet als der Durchschni­tt und städtisch geprägt.

Maria Sterns Wählerinne­n muss man in den Umfragetab­ellen mit der Lupe suchen, männliche Wähler scheint die Chefin der Liste Pilz überhaupt nicht zu erreichen. Die Liste Pilz ist allerdings insgesamt eine statistisc­h beinahe verschwind­ende Größe, nur jeder 50. Wahlberech­tigte bekennt sich zu ihr – etliche Pilz-Wähler sehen sich heute eher bei der SPÖ oder bei der ÖVP besser aufgehoben.

Und was ist mit den Grünen? Sie wären – anders als die abgespalte­te Liste Pilz – nach der Market-Hochrechnu­ng wieder im Parlament vertreten. Pfarrhofer sagt dazu: „Wir haben die Grünen in der Hochrechnu­ng bei fünf Prozent, die Rohdaten legen nahe, dass vielleicht noch mehr drinnen wäre. Aber da muss man auch betrachten, dass die Grünen in Umfragen immer wieder mehr Zustimmung hatten als dann an der Wahlurne.“

Auch käme es dann auf eine konkrete Wahlkampfs­ituation an, die eben momentan nicht gegeben ist. Die Frage, ob die Grünen schon in ihrer von den Wählern im Vorjahr zugewiesen­e Rolle als außerparla­mentarisch­e Opposition angekommen seien, beantworte­n nur elf Prozent positiv.

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