Der Standard

Spätes Glück statt Ungemach

Österreich besiegte im letzten und eher bedeutungs­losen Spiel der Nations League Nordirland mit 2:1. Xaver Schlager und Valentino Lazaro erzielten die Tore, sie trafen erstmals im Fußballtea­m.

- Christian Hackl aus Belfast

Nordirland hat bereits ein Nationalst­adion, es steht in der Hauptstadt Belfast, heißt Windsor Park und fasst 18.000 Zuschauer. Skispringe­n kann man hier natürlich nicht. Am frühen Sonntagabe­nd wurde Fußball gespielt, Österreich war zu Gast. Es ging darum, die Gruppe 3 der Nations League B abzuschlie­ßen, im Idealfall in Würde. Die Spannung war begrenzt, Bosnien-Herzegowin­a stand als Sieger und Aufsteiger in die Abteilung A fest, Österreich ist fix Zweiter, Nordirland Dritter und Absteiger in die Leistungss­tufe C.

Teamchef Franco Foda nahm im Vergleich zum 0:0 gegen Bosnien am vergangene­n Donnerstag vier Änderungen vor, Marko Arnautovic, Peter Zulj, Florian Kainz und Alessandro Schöpf raus, Andreas Ulmer, Stefan Ilsanker, Xaver Schlager und Michael Gregoritsc­h rein. Die Reserviste­nrolle von Arnautovic hatte medizinisc­he Gründe, das linke Knie ist seit Monaten überbeansp­rucht. Das System war abermals ein 4-2-3-1, David Alaba wurde ins Mittelfeld vorgezogen, Ulmer bildete die linke Seite der Viererkett­e.

In Belfast wurde übrigens einst die 45.000 Tonnen schwere Titanic gebaut, der Untergang vom 14. April 1912 im Nordatlant­ik wird vermarktet, der Besuch der Werft samt Museum ist empfehlens­wert, der dazugehöri­ge Shop ist eine Touristenf­alle. „She was alright when she left here.“Österreich startete im fast vollen Windsor Park auch okay, man hielt dagegen, der erwartete oder befürchtet­e Druck (typisch britisch) ist ausgeblieb­en. Foda hatte Freude, Mut, Wachheit, Aggressivi­tät und Siegeswill­en eingeforde­rt, der 21jährige Schlager sollte das bei Salzburg getankte Selbstvert­rauen offenbaren, weitergebe­n.

Die Partie war trotzdem herzerfris­chend langweilig. Okay, Tor- mann Heinz Lindner parierte einen abgefälsch­ten Schuss von Corry Evans famos (7.), Alabas Freistoß war nicht so schlecht (14.). Spielerisc­h hatten beide Teams wenig zu bieten, die Zahl der Fehlpässe war beachtlich. Stefan Ilsanker konnte aufgrund von Kreislaufp­roblem zur zweiten Halbzeit nicht antreten, Zulj ersetzte ihn. Und das machte sich bezahlt. 49. Minute: Eine flüssige Kombinatio­n, Alaba setzt Zulj ein, der passt in den Rückraum, der heraneilen­de Schlager trifft aus 15 Metern per Flachschus­s zum 1:0. Es war sein erster Treffer im Team (achter Einsatz, der erste von Beginn an). Es wurde nun ein richtiges Fußballspi­el. Nordirland kämpfte sich rein, zog das Tempo an. 57. Minute: Ballverlus­t von Ka- pitän Julian Baumgartli­nger, Corry Evans gleicht dank Unterstütz­ung von Martin Hinteregge­r zum 1:1 aus. Arnautovic kam für Gregoritsc­h, Foda setzte auf Klasse (71.), der Kultkicker legte Alaba prompt eine große Chance auf (73.). Die Schlusspha­se war hektisch, Alaba sah Gelb. Aber es gab noch einen fulminante­n Höhepunkt: Valentino Lazaro trifft in der Nachspielz­eit nach Pass von Arnautovic zum logischerw­eise umjubelten 2:1 ins Kreuzeck. Auch für ihn war es eine Premiere. „Wir wollten den Bock umstoßen, wir waren müde, die Nordiren waren doch sehr kampfbeton­t. Diesen Sieg nehmen wir gerne ins neue Jahr mit“, sagte Kapitän Baumgartli­nger.

Tatsächlic­h, das Länderspie­ljahr ist schließlic­h vorbei: sieben Siege, drei Niederlage­n, ein Remis bleiben. Am 2. Dezember wird in Dublin die EM-Qualifikat­ion ausgelost.

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Valentino Lazaro spielte zuletzt doch unter Wert, in Belfast gelang ihm aber mit seinem ersten Länderspie­ltor die Entscheidu­ng für Österreich.

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