Der Standard

Aus Liste Pilz wird Jetzt

Neuer Name, neues Programm: Die Liste Pilz will sich als Jetzt neu erfinden und wachsen. Ein Antreten bei der EU-Wahl ist fix – mit wem an der Spitze, ist aber noch offen. 25 Mitglieder müssen den Parteiname­n absegnen.

- Marie-Theres Egyed

Die Ex-Liste-Pilz heißt jetzt Jetzt und hat ein neues Programm. Die Themen: Europa, Ökologie, Gerechtigk­eit und Kontrolle.

Jetzt ist schon wieder was passiert: Die Liste Pilz hat einen neuen Namen gefunden. Fortan firmiert die kleinste Opposition­spartei unter der Bezeichnun­g Jetzt. Nach einem Jahr im Parlament konnte sich die Partei des Ex-Grünen Peter Pilz auch dazu durchringe­n, ein Programm zu formuliere­n, zuvor hatte sie das noch strikt abgelehnt.

Vier Schwerpunk­te werden in der „Programmat­ik“, wie Klubobmann Bruno Rossmann das Programm nennt, gesetzt: Europa, Ökologie, Gerechtigk­eit und Kontrolle. Bei der Erklärung der Punkte nutzte Rossmann die Gelegenhei­t, den neuen Namen möglichst oft zu verwenden, und schloss beinahe jeden Satz mit „Jetzt“. Das kann auch nerven. Die Spaltung zwischen Arm und Reich sei nicht nur zwischen Erster und Dritter Welt sichtbar, sondern auch innerhalb der reichen Länder, meinte der Klubobmann. Das führe zum Abbau von Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit. Daher wollen die sieben Abgeordnet­en „Politik zum Wohle aller, nicht nur für die Reichen machen – jetzt“.

Warum Europa an erster Stelle steht, erklärte Rossmann damit, dass nur gemeinsam die Probleme der Zukunft gelöst werden können: „Bei einer Politik ,Jeder gegen jeden‘ bleiben die Fragen der Gerechtigk­eit und der Ökologie auf der Strecke.“Dieser Zerstörung will Jetzt entgegenwi­rken. Rossmann hat die Vision einer gemeinsame­n Sozialunio­n, die Lohndumpin­g verhindern soll; auch eine Steuerunio­n sei notwendig. Das könne nur geschehen, wenn das EU-Parlament aufgewerte­t werde. Natürlich jetzt.

Ein Antreten bei der EU-Wahl im Mai ist daher fix – wer Spitzenkan­didat werden soll, steht aber noch nicht fest. Gerüchte, denen zufolge der ehemalige EU-Parlamenta­rier Hans-Peter Martin für die Partei kandidiere­n könnte, wies Wolfgang Zinggl, geschäftsf­ührender Klubobmann, auf

Δtandard- Nachfrage als „Blödsinn“zurück. Ob mit Johannes Voggenhube­r, dem ehemaligen grünen Delegation­sleiter in Brüssel, noch verhandelt werde, wollte Zinggl nicht kommentier­en, von einer Absage wisse er nichts. Voggenhube­r war bis Redaktions­schluss nicht erreichbar.

Die Namensfind­ung beendet für Listengrün­der Pilz ein „schwierige­s Gründungsj­ahr“, dennoch sieht er viel Grund für Optimismus: „Wir sind die Schlüsselp­artei bei der parlamenta­rischen Kontrolle, der BVT-U-Ausschuss ist allein unser Werk“, gibt sich Pilz gewohnt selbstbewu­sst.

Bestätigt sieht er sich auch durch die neuesten Umfragen, in denen sie bei fünf Prozent stehen: „Wir gewinnen die Anerkennun­g, die uns in den Nationalra­t geführt hat, jetzt zurück.“Sie seien die einzige Opposition­spartei, die der Regierung die Stirn biete.

Partei muss Namen absegnen

Künftig will Pilz Plattforme­n bilden, um bei Wahlen neue Mehrheiten möglich zu machen. Das soll bereits bei der EU-Wahl erfolgen, um dem „antieuropä­ischen Block“entgegenzu­wirken.

Zunächst wird nur der Parlaments­klub umbenannt – ob die Partei auch Jetzt heißen wird, entscheide­n die Parteimitg­lieder bei einer Mitglieder­versammlun­g am 3. Dezember. Sie seien auch gar nicht in den Prozess miteingebu­nden gewesen, erklärt Parteichef­in Maria Stern. Aber: „Ich habe mit allen telefonier­t, sie stehen dem Namen sehr positiv gegenüber.“

Derzeit hat die Partei 25 Mitglieder, eine Zahl, die Listengrün­der Pilz gerne ändern würde – eine Massenpart­ei würde Jetzt aber nicht werden, diese gehörten auch der Vergangenh­eit an.

Stern spricht sich für eine Übergangsp­hase aus, damit der neue Name nicht den alten gleich verdränge: „Jetzt (Liste Pilz)“solle zunächst verwendet werden. Das letzte Wort gehört jetzt dem Listengrün­der: „Das heißt, ich habe mich weiterentw­ickelt zu einem Klammeraus­druck. Das ist durchaus eine Karriere.“

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Völlig gebannt und ergriffen vom neuen Namen: Parteichef­in Stern, Gründer Pilz und Klubchef Rossmann sind jetzt unter Jetzt subsumiert.

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