Der Standard

„Es ist ein Duell auf Augenhöhe“

Der österreich­ische Schach- Großmeiste­r Markus Ragger kennt Weltmeiste­r Magnus Carlsen und Herausford­erer Fabiano Caruana als Gegner. Beide scheuen bei der Weltmeiste­rschaft das letzte Risiko.

- INTERVIEW: Philip Bauer

Δtandard: Die Schach-Weltmeiste­rschaft zwischen Titelverte­idiger Magnus Carlsen und Herausford­erer Fabiano Caruana begann mit einer Serie von sieben Remis. Stellt sich da Langeweile ein?

Ragger: Nein, die Partien wurden ausgekämpf­t, es wurde alles probiert. Keine Begegnung hätte weitergehe­n können oder sollen. Remis ist im Schachspor­t ein mögliches Ergebnis. Dass es sich bei einer Weltmeiste­rschaft häuft, ist auch dem Format geschuldet. Ein Sieg kann zum Titel reichen.

Δtandard: Gehen die Spieler also nicht ihr übliches Risiko ein? Sind sie durch den Modus gehemmt? Ragger: Man merkt, dass es eine Weltmeiste­rschaft ist. Der Titel steht auf dem Spiel, dementspre­chend legen die Kontrahent­en ihre Taktik an. Die Eröffnunge­n sind konservati­ver als bei anderen Turnieren. In den Momenten, in denen ein gewisses Risiko gefragt gewesen wäre, entschied sich ins- besondere Carlsen öfter für den sichersten Weg.

Δtandard: Kritiker sehen Carlsen nicht in der besten Verfassung. Fehlt ihm die Topform? Ragger: Seine Elo-Zahl war schon mal deutlich höher. Der Abstand zur Konkurrenz ist geschmolze­n. Ist Carlsen schwächer geworden oder die anderen besser? Diese Frage ist schwierig zu beantworte­n. Caruana ist aber zweifellos der gefährlich­ste Herausford­erer. Wenn einer Carlsen schlagen kann, dann ist es er.

Δtandard: Welchen Eindruck macht der Herausford­erer bisher? Ist er dem Druck einer Weltmeiste­rschaft gewachsen? Ragger: Caruana war in der ersten Partie unsicher, konnte sich anschließe­nd stabilisie­ren und ist mittlerwei­le voll im Match angekommen. Hier spielen die zwei besten Spieler der Welt gegeneinan­der. Das Niveau ist sehr hoch, es ist ein Duell auf Augenhöhe. Sollte es nach zwölf Partien jedoch zu einer Entscheidu­ng im Schnellsch­ach kommen, ist Carlsen im Vorteil.

Δtandard: Muss Caruana diesen Showdown im Schnellsch­ach mit aller Kraft verhindern? Ragger: Er hat seine Strategie und wird sich nicht von schlechten Erfolgsaus­sichten im Schnellsch­ach leiten lassen. Damit wäre er auch nicht gut beraten.

Δtandard: Sie haben sich schon mit beiden gemessen. Wie verliefen die Begegnunge­n? Ragger: Gegen Carlsen habe ich zweimal verloren, einmal im klassische­n Schach und einmal bei der Weltmeiste­rschaft im Blitzschac­h. Gegen Caruana habe ich öfter gespielt. Er war immer besser. Einmal habe ich ihn allerdings geschlagen, 2014 bei der Weltmeiste­rschaft im Blitzschac­h. Das war eine feine Sache.

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Foto: Reuters/Childs Champion aus Norwegen: der 27-jährige Magnus Carlsen.
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Foto: Reuters/Childs Herausford­erer aus den USA: der 26-jährige Fabiano Caruana.
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Foto: Matthias Cremer MARKUS RAGGER (30) aus Klagenfurt ist als Nummer 45 der Rangliste der beste Schachspie­ler im deutschspr­achigen Raum.

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