Der Standard

Konferenz soll Spielregel­n für die EU prüfen

Kickl: Terrorismu­s, politische­r Islam und Antisemiti­smus bedrohen europäisch­e Werte

- Michael Simoner

Spät, aber doch noch kümmert sich Österreich während seines Vorsitzes im Rat der Europäisch­en Union um europäisch­e Werte. Unter Vorsitz von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) startete am Montag in einem Wiener Ringstraße­nhotel eine zweitägige Konferenz, an der zahlreiche Politiker aus EU-Ländern und Fachleute teilnahmen.

Schon zum Auftakt war klar, dass es nach den Vorstellun­gen der österreich­ischen Gastgeber bei der Konferenz im Wesentlich­en um Sicherheit­sbelange gehen soll. Gäbe es eine Münze, die den europäisch­en Werten gewidmet ist, müsste sie für Innenminis­ter Kickl auf der einen Seite die Freiheit abbilden, auf der anderen die Sicherheit. Beides sei in den vergangene­n Jahren EU-weit enorm unter Druck geraten.

Konkret nannte Kickl Extremismu­s und Terrorismu­s, den politische­n Islam und zunehmende­n Antisemiti­smus. In all diesen Be- reichen habe es in den vergangene­n Jahren auf EU-Ebene „zu wenige proaktive Gegenmaßna­hmen“gegeben.

Zur Verstärkun­g holte sich Kickl den belgischen Vizepremie­r und Innenminis­ter Jan Jambon von der Flämischen Volksbeweg­ung, der daheim für die Unabhängig­keit Flanderns als eigener Staat kämpft, auf das Pressekonf­erenzpodiu­m. Auch er ist überzeugt davon, dass es zum Schutz europäisch­er Werte Verbesseru­ngen bei den Sicherheit­sstrukture­n bedürfe. Belgien habe zuletzt 50 Maßnahmen, darunter großflächi­ge Videoüberw­achung und Grenzkontr­ollen, umgesetzt.

Hans-Georg Engelke (CDU), Staatssekr­etär im deutschen Innenminis­terium, sprach lieber von „Spielregel­n für die EU“. Er berief sich auf den Reformvert­rag von Lissabon, in dem das Werteverst­ändnis der EU umfassend festgehalt­en ist. Ziel sei ein „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“, zitierte Engelke aus Artikel 2 des Lissabon-Vertrages.

Vom Δtandard darauf angesproch­en, dass es dort auch ausdrückli­ch „ohne Binnengren­zen“heiße, erklärte Engelke, dass er über die derzeitige­n Grenzkontr­ollen in Deutschlan­d und Österreich alles andere als glücklich sei. Er halte sie aber für notwendig und sei überzeugt, dass es sich um vorübergeh­ende Maßnahme handle, so der frühere Staatsschu­tzbeamte.

Spannende Inputs

Bei der Konferenz selbst, die für die Öffentlich­keit nicht zugänglich ist, dürfte es durchaus spannende Inputs geben. Eingeladen war unter anderen die deutsche Rechtsanwä­ltin und Frauenrech­tlerin Seyran Ateş, die auch Initiatori­n der Ibn-Rushd-GoetheMosc­hee in Berlin ist, die für einen liberalen Islam steht.

Vom neokonserv­ativen britischen Autor Douglas Murray waren migrations­kritische Thesen, wie er sie zuletzt in seinem Buch Der Selbstmord Europas vertrat, zu erwarten.

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