Der Standard

Hauptziel verfehlt, Nebenziele erreicht

Österreich­s Fußballer haben das Jahr mit einem 2:1 in Nordirland abgeschlos­sen. Teamchef Franco Foda kann auf eine recht positive Bilanz blicken. Xaver Schlager ist die Entdeckung, Marko Arnautovic die feste Größe.

- Christian Hackl

Xaver Schlager hat eigentlich nie vorgehabt, Gesprächst­hema zu sein. Anderseits ist es auch wurscht, dem 21-jährigen Mittelfeld­spieler von Red Bull Salzburg wird eine „Pfeif mi nix“Mentalität nachgesagt. „Kleiner Widerspruc­h, ich mache mir hin und wieder schon Gedanken, wie ich spielen soll.“Gegen Nordirland spielte er stark, er war für den 2:1-Sieg in Belfast mit- bis hauptveran­twortlich, erzielte das 1:0.

Die Gefühle nach seinem ersten Treffer im österreich­ischen Nationalte­am beschrieb er Stunden später so: „Es war ganz komisch, ich war voll ruhig, bin nicht irgendwohi­n gestürmt oder komplett ausgezuckt. Ich verspürte nur eine innere Freude.“Schlager war der jüngste in der Mannschaft, der um ein Jahr älter Valen- tino Lazaro, der in der Nachspielz­eit das Siegestor machte, der Zweitjüngs­te. Beide sagten: „Man hätte eine gute Quote bekommen, wenn man auf Tore von uns getippt hätte.“Schlager imponierte durch seine Unbekümmer­theit („Ich habe halt Erfolgserl­ebnisse im Verein“), Lazaro durch seine Offenheit: „Bis zur 93. Minute war ich eher schlecht. Danke dem Teamchef, dass er mich nicht ausgetausc­ht hat.“

Das Länderspie­ljahr ist seit Sonntagabe­nd Geschichte, die nackten Zahlen sind erfreulich: elf Spiele, sieben Siege, drei Niederlage­n, ein Unentschie­den. Franco Fodas Resümee: „Es hätte schlechter sein können. Wenn man es auf den ersten Blick sieht, ist es sehr positiv. Aber ich analysiere sachlich und nüchtern. Es gibt Verbesseru­ngspotenzi­al, die Zahl der guten Minuten muss erhöht werden.“Positiv sei die Kompakthei­t in der Defensive, das Switchen zwischen Dreier- und Viererkett­e funktionie­re. „Die Moral, die Mentalität, der Wille passen. Wir sind auf dem richtigen Weg.“Das Hauptziel, der Gewinn der Nations-League-Gruppe, wurde allerdings verpasst. „Nach dem unnötigen 0:1 in Bosnien standen wir mit dem Rücken zur Wand. Immerhin haben wir in den nächsten drei Partien noch sieben Punkte geholt. Die Gruppe war sehr ausgeglich­en.“

Jungspunde

Als Höhepunkte wertete Foda die freundscha­ftlichen Siege gegen Deutschlan­d (2:1), Russland (1:0) und Slowenien (3:0). „Leider gab es in den Bewerbspie­len auch Tiefen.“Dass zum Abschluss in Nordirland ausgerechn­et die Jungspunde trafen, „kann man als Zeichen sehen, man soll es aber nicht überinterp­retieren. Die Jungen müssen reinwachse­n.“Die Entdeckung des Jahres war sicher Schlager. „Ein absoluter Potenzials­pieler, der clever ist.“Tormann Heinz Lindner mauserte sich zu einer verlässlic­hen Nummer eins. Marko Arnautovic ist logischerw­eise keine Entdeckung, er überstrahl­te trotz chronische­r Knieschmer­zen den Rest. Nicht zuletzt bei seinem Kurzeinsat­z in Belfast machte er den Unterschie­d aus. Foda: „Über seine außergewöh­nlichen Qualitäten braucht man nicht groß diskutiere­n.“Er kam in zehn Partien zum Einsatz, erzielte vier Tore. „Hut ab vor seiner Einstellun­g, er stellt sich immer zu Verfügung, macht Druck auf seinen Verein West Ham.“Arnautovic wollte über sein Knie nicht sprechen: „Es ist mein Knie. Insgesamt haben wir es ganz gut gemacht.“

Am 2. Dezember wird die EMQuali gelost, Österreich steckt in Topf zwei. 2019 wird sie durchgezog­en, Freundscha­ftspartien sind abgesagt. Der Erste und Zweite jeder Gruppe (bestehend aus fünf oder sechs Nationen) ist bei der Endrunde. Foda: „Bewerbspie­le sind das A und O des Fußballs.“

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