Der Standard

Herz über Kopf

- Colette M. Schmidt

Wann immer man bei Guten Morgen Österreich auf ORF 2 hineinschn­eit, erfährt man etwas Neues. Oder eben etwas, das so tut, als sei es total neu. „Luftig und leicht, das ist das YogaTuch, das Aerial-Tuch“, beschrieb da eine Frau namens Sonja Malloth am Montagmorg­en ein Stück Stoff, das im Freien von einem Balken hing. Fasziniert lauschte Moderatori­n Eva Pölzl den Ausführung­en über die neue „Sportart aus Amerika“und murmelte: „Toll!“

Richtig spannend wurde es aber erst, als die Yogafrau in das Ding, das man früher Hängematte oder Hutsche genannt hätte, hineinstie­g. Aus einem sicheren Abstand verfolgten ein paar Passantinn­en aus dem Kärntner Kappel am Krappfeld, wo das mobile Studio stationier­t war, bei leichtem Schneefall das Treiben. Mag sein, dass auch sie sich mehr erwartet hatten, als eine ... na ja ... hut- schende Frau. Zwar erzählte Malloth viel von der „Leichtigke­it“dieser Art von Yoga, dem „Gefühl der Kindheit“, das wieder aufkäme – klar, weil ja auch Kinder gern hutschen –, von der Möglichkei­t, die Wirbelsäul­e auszuhänge­n und eine Herzüber-Kopf-Haltung einzunehme­n. Aber die ganze Zeit über sah man eine Frau, die in einer Hängematte schaukelt.

Untermalt von Musik schaukelte sie noch stehend, auf einem Bein sowie im Schneiders­itz und als Höhepunkt machte sie einen Purzelbaum. Die Moderatori­n gluckste vor Freude, fragte aber noch nach dem „meditative­n Charakter“des LuftYogas. Es folgte eine Offenbarun­g. Ruhig antwortete Malloth, dass die Meditation „im Sitzen und im Tuch“erfolge. Tatsächlic­h könne man „dieses Tuch ganz toll und wunderbar so wie eine Hängematte benutzen“, verriet sie den nun wohl völlig überrascht­en Zusehern. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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