Alarmierender Mangel an Pflegepersonal
Weil in Seniorenheimen viele Mitarbeiter fehlen, wird in Salzburg gefordert, Pflege in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen. Ohne ausländisches Personal müsste die Hälfte der Heime schließen.
Die Salzburger Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) schlägt Alarm: 80 der insgesamt 774 Plätze in den städtischen Seniorenwohnhäusern sind nicht belegbar, weil das Pflegepersonal fehlt. 33 zusätzliche Pflegekräfte braucht die Stadt aktuell. „Wir haben nicht genügend Mitarbeiter. Die Qualität der Betreuung kann nur aufrechterhalten werden, wenn wir nicht voll belegen“, sagt Hagenauer. Ansonsten sei die Sicherheit der Bewohner nicht gewährleistet, und die Stadt wolle die Mitarbeiter nicht ausbrennen.
Die Vizebürgermeisterin fordert den Bund auf, die Pflege umge- hend in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen. „Es darf kein Zurückschicken von Fachkräften aus dem Ausland mehr geben. Wir benötigen sie sofort wie einen Bissen Brot“, sagt Hagenauer. Vor allem Pflegeassistenten werden händeringend gesucht.
Hürde Rot-Weiß-Rot-Karte
Und hier liegt das Problem: Pflegeassistentinnen kommen nicht auf das Mindestgehalt von 2665 Euro pro Monat, um als Schlüsselkraft eine Rot-Weiß-Rot-Karte und somit eine Arbeitsberechtigung zu erhalten. Wäre die Pflegeassistenz ein Mangelberuf, dann bräuchte es kein Mindesteinkommen.
Der Leiter des Seniorenamts, Ernst Hörzig, schildert etwa den Fall eines 21-jährigen Bosniers, der die Pflegeausbildung in Salzburg bereits beendet hat. Er bekomme mit einem Einstiegsgehalt von 2369 Euro die Rot-Weiß-RotKarte nicht. „Das ist kein Einzelfall“, sagt Hörzing. „Es ist die verdammte Pflicht der Bundesregierung, hier tätig zu werden“, ärgert sich Hagenauer. „Von den sechs städtischen Seniorenwohnhäusern könnten wir drei zusperren, wenn wir keine ausländischen Pflegekräfte hätten.“
Land und Stadt Salzburg kämpfen mit zusätzlichen Ausbildungsplätzen und mehr Budget gegen den Pflegenotstand an. Doch die Ausbildungsplätze werden nicht angenommen. Insgesamt 400 Ausbildungsplätze sind derzeit nicht belegt, sagt der städtische Pflegedienstleiter Christoph Baumgärtner. Und es gebe zudem 4000 ausgebildete Pflege- kräfte, die nicht mehr in dem Bereich arbeiten. Die Situation spitzt sich noch weiter zu: In den kommenden fünf Jahren werden alleine in der Stadt Salzburg 60 Pflegekräfte in Pension gehen.
Derzeit stehen 180 Menschen auf der Warteliste für einen Platz in den städtischen Seniorenwohnhäusern. 60 davon haben Pflegestufe vier oder höher. „Viele Menschen, die eigentlich einen Pflegeplatz benötigen, werden auf einer Station im Krankenhaus geparkt“, sagt der Pflegedienstleiter. Mit etwas Hilfe und einer Übergangspflege könnten diese Menschen zu Hause weiterleben.
Weil in Itzling aufgrund des Personalmangels aktuell viele Plätze leer stehen, bietet Hagenauer dem Land die freien Räumlichkeiten für ein Übergangspflegemodell an. Dort sollen pflegebedürftige Menschen wieder fit gemacht werden, um weiterhin daheim leben zu können.