Der Standard

ÖVP für Suspendier­ung von Kickls Generalsek­retär

Im parlamenta­rischen U-Ausschuss zur BVT-Affäre ergaben die Aussagen von Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) wenig Neues. Ein Nebensatz über angezeigte Personen sorgte jedoch für Wirbel.

- Fabian Schmid, Lara Hagen

Eigentlich gibt es in der BVTAffäre keine Akteure mehr, die bislang nicht selbst angezeigt worden sind. Bei der Staatsanwa­ltschaft Korneuburg werden diese Anzeigen gebündelt, wie Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) aussagte. Die Liste der Angezeigte­n ist lang: Generalsek­retär Peter Goldgruber, Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer, WKStA-Leiterin Ilse Vrabl-Sanda, Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ), BVT-Beamte, Polizeibea­mte und so weiter und so fort – für alle gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Lawine an Anzeigen ist schon lange bekannt, sorgte am Mittwoch jedoch für zwei Konsequenz­en. Erstens forderte Werner Amon, Fraktionsf­ührer der ÖVP im BVT-Ausschuss, eine Suspendier­ung von Peter Goldgruber zu prüfen, da dieser als „Verdächtig­er“geführt werde.

Verdächtig ist jeder Angezeigte, bei dem Ermittlung­sschritte geprüft werden, die nächste Stufe wäre dann der „Beschuldig­te“. Gerade angesichts der strikten Amtsausleg­ung von Goldgruber, der auch nur bei entferntem Verdacht Personen von den Ermittlung­en abschirmte – etwa Sicherheit­sgeneraldi­rektorin Michaela Kardeis, die lediglich im Konvolut verleumdet wurde –, müssen an ihn selbst auch strenge Maßstäbe angelegt werden, sagt Amon.

Von einem angebliche­n „Waffenstil­lstand“zwischen den Koalitions­partnern ÖVP und FPÖ war also nichts zu spüren, obwohl sich Amon am Tag zuvor bei der Befragung von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) mit Ausnahme einer Frage enthalten hatte.

Auswirkung­en hatten die Anzeigen zweitens auf die zweite Befragung des Tages. Denn um 13 Uhr war die fallführen­de Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer zu Gast, übrigens zum insgesamt dritten Mal.

Wildschwei­ne erlegen

Seit ihrem letzten Auftritt wird Schmuderma­yer jedoch ebenfalls als „Verdächtig­e“geführt, ihr wird auch eine Falschauss­age im UAusschuss vorgeworfe­n. Deshalb wollte Schmuderma­yer großteils das Recht in Anspruch nehmen, ihre Aussage zu verweigern, um sich nicht potenziell selbst zu belasten. Das musste jedoch bei jeder Frage neu geklärt werden.

Überrascht zeigte sich die Staatsanwä­ltin über die Informiert­heit der Jetzt-Abgeordnet­en Alma Zadić, die nachfragte, ob das Verfahren gegen den ehemaligen Kabinettsc­hef Michael Kloibmülle­r tat- sächlich kurz vor der Einstellun­g stehe.

„Woher haben Sie diese Info?“, fragte Schmuderma­yer, die sich inhaltlich zu dem Fall nicht äußerte. „Über noch nicht erlegte Wildschwei­ne spricht man nicht“, so die Staatsanwä­ltin. Schmuderma­yer verteidigt­e ihre Ermittlung­sschritte erneut; Justiz-Generalsek­retär Christian Pilnacek, der die Handlungen der WKStA kritisiert hatte, attestiert­e sie eine Neigung zu einem „südlichen Charakter“, gemeint waren damit emotionale Ausbrüche. Das war „nicht beleidigen­d gemeint“, erklärte Schmuderma­yer dann.

Allerdings gab Schmuderma­yer an, dass sie von Mitarbeite­rn des Innenminis­teriums nicht über deren Kontakte zu Zeugen informiert worden war. Lett habe ihr „nicht erzählt“, dass er vor der Vermittlun­g an die WKStA Zeugen teils mehrere Stunden lang getroffen hatte.

Auf die Frage, warum Schmuderma­yer bei der Vernehmung von Zeugen plötzlich nach Extremismu­sreferatsl­eiterin G. gefragt habe, konnte Schmuderma­yer keine Auskunft geben. „Ich weiß nicht, wie das zustande gekommen ist“, sagte sie.

Während die Staatsanwä­ltin weiterhin verneinte, Druck aus dem Innenminis­terium gespürt zu haben, wiederholt­e Justizmini­ster Moser seine Einschätzu­ng.

Moser spricht von Druck

So gab Moser an, dass es bei den Ermittlung­en gegen BVT-Beamte „Druck von vielen Seiten“gegeben hatte; etwa auch durch Goldgruber­s Mitarbeite­r Udo Lett, der gedroht hatte, bald BVT-Mitarbeite­r zu suspendier­en, sollte die Staatsanwa­ltschaft keine Handlungen setzen. Kurz darauf kam es zur Hausdurchs­uchung im BVT. Aber Druck gab es auch durch die mediale Berichters­tattung und die dem Fall eigene Dynamik.

Abgesehen davon dürfte die Befragung von Justizmini­ster Josef Moser keine großen Wellen schlagen. Er erneuerte großteils seine sanfte Kritik am Innenminis­terium und am Vorgehen der Staatsanwa­ltschaft, wobei er bereits vorhandene Motive aus früheren Pressekonf­erenzen, Auftritten im Parlament oder von seinem Generalsek­retär Christian Pilnacek variierte.

Aus den Ermittlung­en lasse sich jedenfalls Bedarf für Reformen ablesen, sagte Moser. Er schlug etwa vor, dass Journalric­htern künftig auch schriftlic­h Anträge vorgelegt werden. Außerdem solle in heikle Verfahren die Oberstaats­anwaltscha­ft eingebunde­n werden, damit es einen „Recheck“gibt. Diese Reformen könnten nach Abschluss des Untersuchu­ngsausschu­sses umgesetzt werden.

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Justizmini­ster Moser (ÖVP) zeigte sich vor dem U-Ausschuss gut gelaunt, sagte aber wenig Neues.

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