Der Standard

Kunaseks ausweichen­de Antworten

Keine Konsequenz­en für Mitarbeite­r, die Van der Bellen infrage stellen

- Colette M. Schmidt

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen ist auch der Oberbefehl­shaber des Bundesheer­es. Für den aktuellen Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) sollte also eigentlich folgende Frage klar und einfach zu beantworte­n sein: „Anerkennen alle Angehörige­n Ihres Ressorts Bundespräs­identen Alexander Van der Bellen als ihren Oberbefehl­shaber?“Das war der Wortlaut einer parlamenta­rischen Anfrage der grünen Bundesräti­n Ewa Dziedzic an Kunasek. Der Grund für die Frage der Grünen waren fragwürdig­e Aktivitäte­n auf Facebook von Kabinettsm­itarbeiter­n von Kunasek – der Δtandard berichtete.

Einer der beiden Männer, ein Vizeleutna­nt – des österreich­ischen Heeres wohlgemerk­t. Denn der Mann bezeichnet­e sich selbst auf Facebook nicht nur als „anständige­n Deutschen“, er postete auch ein Meme, auf dem Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) sagt, er selbst sei „rechtmäßig­er Bundespräs­ident der Republik Österreich. Sieger einer manipulier­ten Wahl, Vertreter eines betrogenen Volkes“. Auf die erwähnte Frage antwortete Kunasek nicht etwa einfach mit „Ja“, sondern mit „Diese Frage berührt keinen Gegenstand der Vollziehun­g des BMLV“.

Das Posting und andere auf Facebook dokumentie­rte Aussagen seiner Mitarbeite­r bezeichnet Kunasek als „angebliche Aussagen“und „nicht evident“. Und: „Dienstrech­tliche beziehungs­weise disziplinä­re Maßnahmen waren nicht zu setzen.“Auf die Frage, ob der Minister selbst glaube, Van der Bellen sei durch „Wahlbetrug“ins Amt gekommen, meinte Kunasek, dass „persönlich­e Einschätzu­ngen von Mitglieder­n der Bundesregi­erung keinen Gegenstand der Vollziehun­g des Bundesmini­steriums für Landesvert­eidigung“darstellte­n und „nicht dem parlamenta­rischen Interpella­tionsrecht unterliege­n“.

Auf eine andere Frage, nämlich ob alle seine Mitarbeite­r österreich­ische Staatsange­hörige seien, kann Kunasek klar mit „Ja“antworten.

Perfider CIA-Plan

Auf Nachfrage, warum sich dann einer von ihnen als „Deutscher“bezeichnet, erfolgt abermals die Nichtantwo­rt über die „persönlich­e Einschätzu­ngen“. Ebenso auf die Frage, ob auch der Verteidigu­ngsministe­r der Meinung sei, dass die Flüchtling­sbewegung ein „perfider CIA-Plan“sei, wie das ein anderer Mitarbeite­r, Ernst Brandl – früher enger Mitarbeite­r des Grazer Vizebürger­meisters Mario Eustacchio (FPÖ), bis ihn der Steirer Kunasek für „Kommunikat­ionsarbeit“nach Wien holte –, auf Facebook verbreitet­e.

Dziedzic kritisiert, dass sich Kunasek „schützend vor seine steirische­n Kameraden stellt“und sie glaubt, er lasse „die Interpreta­tion zu, dass Verteidigu­ngsministe­r Kunasek illoyal zu Bundespräs­ident und Bundesverf­assung ist, indem er diesen nicht die entspreche­nde Bedeutung beimisst“.

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