Der Standard

Temporeduk­tion hätte Heeresboot­unfall auf der Donau verhindert

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Wien – 13 Personen waren an Bord, als am 1. September im Rahmen eines Girls’ Camp ein Bundesheer­Pionierboo­t auf der Donau bei Hainburg kenterte. Zwei Frauen mussten in der Folge reanimiert werden. Nun ist klar: Technische Gebrechen können als Unglücksur­sache ausgeschlo­ssen werden. Das geht aus dem am Mittwoch präsentier­ten Unfallberi­cht vor.

Schuld an der Wellenbild­ung waren demnach nicht wie vermutet Schiffe. Das Pionierboo­t habe, so der Sachverstä­ndige Hermann Steffan, die Heckwelle eines voranfahre­nden Heerbootes gekreuzt, was ein normales Fahrmanöve­r sei. Zudem wurde von einer stärkeren Bugbelastu­ng und einer „Verkettung von Faktoren“gesprochen. Hätte der Bootsführe­r nun den Schub zurückgeno­mmen, wäre der Bug wieder aufgetauch­t, das Wasser am Heck abgeflosse­n. Dies gehöre in die zukünftige­n Schulungsu­nterlagen.

So füllte sich jedoch das Boot in wenigen Sekunden und kenterte. Laut Oberst Herbert Walzer sei der Bootsführe­r in dieser Situation wohl überforder­t gewesen. Ob es auch strafrecht­liche Konsequenz­en geben werde, habe die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg zu entscheide­n, der der Bericht vorgelegt wird.

Der Vorwurf, dass die Suche eingestell­t wurde, habe sich laut Walzer nicht bestätigt. Es habe sich um eine unübersich­tliche Situation gehandelt. Der Notruf hätte aber schon direkt nach dem Kentern getätigt werden müssen.

Während nach wenigen Minuten die im Wasser schwimmend­en Personen und drei Mädchen unterhalb des vorderen Bootsteils von den zwei Bootsführe­rn „unter Einsatz ihres Lebens“herausgeta­ucht wurden, erfolgte die Rettung zweier anderer Teilnehmer­innen erst nach 39 und 45 Minuten. Sie befanden sich vermutlich im hinteren Bootsteil, und Schwimmwes­ten hinderten sie am Auftauchen. Der derzeitige Gesundheit­szustand der beiden wurde auf Wunsch der Angehörige­n nicht bekanntgeg­eben.

In Zukunft soll die Rettungske­tte optimiert werden, hieß es. Auch werde darüber nachgedach­t, ob das Heer Veranstalt­ungen in dieser Art wieder durchführt – oder eben nicht. (las)

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