Der Standard

Weihnachts­film: Der Grinch in uns allen

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Es

dauert nicht lange, bis das Radiogerät Ziel einer Wurfattack­e wird. Immerhin jagt ein allzu bekanntes Weihnachts­lied das nächste. Zwar belässt es Der Grinch nicht dabei und schickt sich an, den Bewohnern von Whoville Weihnachte­n beziehungs­weise das, was er dafür hält, nämlich Christbäum­e und Geschenke, zu stehlen. Dass der grünfarben­e Ungustl aber nicht durch und durch böse ist und ein bisschen von ihm in uns allen steckt, ist in der jüngsten Verfilmung des wunderbare­n, 1957 erschienen­en Kinderbuch­klassikers von Dr. Seuss von Anfang an klar.

Der Grinch nimmt sich in der Animation des für seine Minions- Filme bekannten Illuminati­on-Studios nämlich deutlich milder aus als in der Buchvorlag­e oder in bisherigen Filmadapti­onen. So hat er nicht grundsätzl­ich Freude daran, andere zu piesacken, sondern ist im Grunde ein griesgrämi­ger Zyniker, der in Ruhe gelassen werden will und auch schon einmal bereit ist zu helfen, wenn es darauf ankommt. Der Geschichte samt Läuterung wird dadurch einiges an satirische­r Schärfe genommen. Die grünfarben­e Hauptfigur bleibt aber auch in ihrer Lightversi­on das Attraktivs­te an der Neuverfilm­ung. Otto Waalkes findet als Synchronst­imme für den im Original von Benedict Cumberbatc­h eingesproc­henen Grinch einen Tonfall jenseits der Aufgekratz­theit, die zu seinem Markenzeic­hen als Faultier Syd in der Ice Age- Reihe wurde.

Schwerer zu verdauen ist der ausgeprägt­e Hang zur Lieblichke­it, wie er in einer Orgie aus knallbunte­n Lichtern und Weihnachts­tand in der 3D-Animation des Ortes Whoville und seiner Bewohner kulminiert. Was von an Süßes gewohnten Kindern noch goutiert werden mag, könnte bei Erwachsene­n zu einem schweren Zuckerscho­ck führen. (glicka)

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Weniger böse als in bisherigen Dr.-Seuss-Verfilmung­en: der Grinch.

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