Schmähpreis für „Energiearbeit“
Affäre Krankenhaus Nord erhält das Goldene Brett
Wien – Seit 2011 verleiht die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften ( GWUP) jährlich einen Negativpreis für den größten unwissenschaftlichen Humbug des vergangenen Jahres. Am Mittwochabend wurden die diesjährigen Gewinner des Goldenen Bretts vorm Kopf verlautbart: Ausgezeichnet wurden das Wiener Krankenhaus Nord und der „Bewusstseinsforscher und Energetiker“Christoph Fasching für jene Vorkommnisse, die im März als Energetik-Affäre für Aufsehen und Bestürzung sorgten.
Zur Erinnerung: Im Zuge des Krankenhausbaus in WienFloridsdorf wurde der ehemalige Autohändler und nunmehrige „Energiearbeiter“Fasching für satte 95.000 Euro mit der Errichtung eines esoterischen „Schutzrings“beauftragt. Dieser solle laut Auftrag „verhindern, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen“. Wie Fasching nach Be- kanntwerden seiner lukrativen Tätigkeit dem erklärte, sei das wichtig, denn „jedes Grundstück und jedes Gebäude hat Bewusstsein“. Doch der Mensch und die bürgerlichen Gesetze würden den natürlichen Energiefluss unterbrechen. Wer könnte also daraus resultierendes Unheil abwenden? Erraten.
Haarsträubendes Signal
Für die Fachjury der GWUP stach die bizarre Affäre aus über 300 Einreichungen für den Schmähpreis 2018 heraus. „Die Esoterik boomt, ganz besonders im Gesundheitsbereich“, heißt es in der Urteilsbegründung. „Gerade ein Krankenhaus sollte hier gegensteuern und sich als Ort des wissenschaftlichen Denkens präsentieren, in dem man nicht an Zaubersprüche glaubt, sondern erwiesenermaßen sinnvolle Maßnahmen durchführt.“
Die Angelegenheit sei nicht nur eine völlig unverantwortliche Verschwendung öffentlicher Gelder (mit der verschleuderten Summe hätte man etwa tausende Kinder gegen Masern, Mumps und Röteln impfen können), sondern erwecke auch noch den Eindruck eines öffentlichen „Gütesiegels“für esoterischen Unsinn, hieß es seitens der Jury. Damit hätten sich alle Beteiligten das Goldene Brett vorm Kopf redlich verdient.
Das Goldene Brett für das Lebenswerk ging diesmal an den Bioanbieter Demeter: Dessen Produkte sollen der im frühen 20. Jahrhundert von Rudolf Steiner erfundenen Anthroposophie entsprechen. Demeter würde damit einem vorwissenschaftlich-magischen Weltbild Vorschub leisten, so die GWUP. (dare)