DES TAGES
Parallel zum laufenden Klimagipfel zeigen die Länder, was sie beim Klimaschutz leisten – Polen sorgt mit seinem Stand für dicke Luft
„Solange ich in Polen Präsident bin, lasse ich nicht zu, dass irgendjemand den polnischen Bergbau ermordet. Kohle ist unser größter Schatz.“
Das schafft kein gutes Klima: Während andere Länder bei der 24. Weltklimakonferenz in Katowice versuchen, mit ihren Erfindungen und Maßnahmen zu punkten – oder zumindest ihr Image zu verbessern –, setzt das Gastgeberland auf Kohle. Denn parallel zu den Verhandlungen findet eine internationale Leistungsschau zum Klimaschutz statt. Polen präsentiert aber statt nachhaltigen Innovationen an seinem Stand die klimaschädliche Kohle. In diesem Rahmen wird auch Schmuck aus dem fossilen Brennstoff feilgeboten, ein Kosmetikunternehmen verspricht, dass seine kohlehältigen Produkte „Körper und Seele“behandeln.
„Solange ich in Polen Präsident bin, lasse ich nicht zu, dass irgendjemand den polnischen Bergbau ermordet. Kohle ist unser größter Schatz“, sagte der polnische Präsident Andrzej Duda erst am Dienstag in Brzeszcze anlässlich eines traditionellen polnischen Bergarbeiterfestes.
Wegen der hohen Emissionen von Kohlendioxid gilt Kohle als der klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung. Polen hat den fünftgrößten Ausstoß von Treibhausgasen in Europa, informiert Greenpeace Österreich. Nur Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien emittieren noch mehr. Polens schlechte Bilanz geht vor allem auf den Betrieb seiner 48 Kohlekraftwerke zurück: Knapp 80 Prozent des polnischen Stroms werden durch die Verbrennung von Kohle erzeugt. Für ein Gegensteuern gibt es von der polnischen Regierung nur zaghafte Zugeständnisse. Er könne sich nicht vorstellen, dass es schon bis 2050 keine aktiven Kohlekraftwerke mehr in Polen geben werde, sagte etwa Energieminister Krzysztof Tchórzewski nur wenige Tage vor dem Klimagipfel.
Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, also die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius, muss die Verbrennung von Kohle aber schon bis 2030 um zwei Drittel reduziert werden. Bis 2050 soll laut der EU-Klimaschutzstrategie die Wirtschaft so umgebaut sein, dass sie das Klima nicht mehr belastet. Das würde „einen De-facto-Ausstieg aus Kohle in Europa bedeutet“, betont Greenpeace.
Polen hat mit einer starken Luftverschmutzung zu kämpfen: Von den 50 meistverschmutzten Städten in Europa liegen der Weltgesundheitsorganisation zufolge 33 dort. Vor allem im Winter spitzt sich die Situation zu, weil noch mehr als drei Millionen Privathaushalte mit Kohleöfen heizen.
Wie lange Kohlestrom in EULändern noch staatlich gefördert werden darf, darüber beraten gerade die EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel. Dabei wird auch NGOKritik am österreichischen Ratsvorsitz laut, der gegenüber Kohleländern zu nachgiebig agiere.