Wer Merkel beerbt
MIT
Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn buhlen um die Nachfolge von Angela Merkel an die CDUSpitze.
Keine Bedenkzeit mehr, ich trete an. Dies entschied Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), als Merkel nach der Hessen-Wahl im CDUVorstand über ihren Rückzug informierte und sich Gesundheitsminister Jens Spahn sofort für die Nachfolge in Stellung brachte. AKK konnte gerade noch ihrem Mann eine Mitteilung per SMS schicken.
Überrascht war davon niemand. Seit Merkel die 56Jährige im Februar 2018 vom Saarland nach Berlin geholt und zur Generalsekretärin gemacht hatte, war klar: Hier will jemand seine Nachfolgerin aufbauen. Merkel und Kramp-Karrenbauer verstehen sich gut, die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin hat Merkels Politik, auch die Asylpolitik, immer unterstützt. Das heißt aber nicht, dass Kramp-Karrenbauer mit allem einverstanden ist. Sie macht kein Hehl daraus, dass sie von der Ehe für alle nichts hält.
Auch stand sie den Mitbewerbern Merz und Spahn beim Thema Asyl in nichts nach; erklärte wie die beiden, dass mehr abgeschoben werden müsse und sich Asylbewerber in Deutschland an die Regeln der Bundesrepublik zu halten haben.
Plus- und Minuspunkte
Dennoch gilt sie vielen als Bewahrerin des Systems Merkel. Das ist auf der einen Seite ein Pluspunkt. Jene aber, die genug von Merkel haben, verbuchen dies als Nachteil. AKK hat im Laufe des kurzen Wahlkampfes keine Gelegenheit ausgelassen, um auf ihre Erfahrung hinzuweisen. Sie war im Saarland nicht nur Ministerpräsidentin, die CDU hat dort unter ihrer Führung 2017 auch noch zugelegt. Außerdem ließ sie immer wieder durchblicken, wie gut sie die CDU-Basis kenne – ein Seitenhieb gegen Merz, der kaum Kontakte zur Basis hat und noch keine Wahlen gewonnen hat. Zwar ist Kramp-Karrenbauer allseits beliebt, jedoch vermissen viele bei ihr die Aufbruchstimmung.