Der Standard

Fahrplan für die EU-Wahl

Die Europaskep­sis ist in Österreich groß. Für SPÖ und Neos ein Grund, die Wähler stärker in die Programmer­stellung einzubinde­n. Andere setzen auf Altbewährt­es wie Migration und Grenzen.

- Marie-Theres Egyed

Worauf die Parteien bei der kommenden EU-Wahl setzen und womit sie der Europaskep­sis der Österreich­er entgegenha­lten.

Der Funke ist noch nicht ganz übergespru­ngen: In knapp sechs Monaten wird das Europäisch­e Parlament gewählt, für die sechs österreich­ischen Parteien, die bis jetzt antreten wollen, wird es Zeit, Schwerpunk­te zu setzen. Wer konkret ins EU-Parlament möchte, ist derzeit nur bei drei Parteien klar.

SPÖ Einen unfreiwill­ig frühen Start legte die SPÖ hin. Nach den Turbulenze­n um den Rückzug von Christian Kern wurde Andreas Schieder als Spitzenkan­didat nominiert, auch die übrigen Listenplät­ze sind bereits vergeben. Für die Erstellung des Programms wollen die Roten neue Wege gehen, einen breiten Partizipat­ionsprozes­s aufstellen, um die Stimmung in der Bevölkerun­g einzufange­n. „Weg von den Spindoktor­en“, lautet das Motto aus der Löwelstraß­e. Es gebe einen „klaren Veränderun­gsauftrag“für Europa. Steuergere­chtigkeit oder wie der Klimawande­l gezähmt werden kann, stehen als Diskussion­spunkte auf der Tagesordnu­ng. Bis Anfang Februar soll das Programm stehen.

Neos Bei den Neos stellt sich die Situation umgekehrt dar. Sie haben zwar noch keinen Spitzenkan­didaten, dafür basteln sie seit Sommer am Programm – Chefin Beate Meinl-Reisinger sieht den Urnengang auch als „Schicksals­wahl“. Ein Fragebogen nach dem Vorbild von Emmanuel Macrons En Marche, mit dem die Neos innerhalb der Alde-Familie eine Allianz für die Wahl eingehen, wurde verschickt, und „Europabürg­ermeister“rückten aus, um mit Freunden EU-Themen zu debattiere­n. Erstes Fazit aus der Beteiligun­g: Die Europalieb­e ist bei den Pinken noch stark, ins Zentrum wollen sie diese aber nicht mehr stellen. Globale Herausford­erungen wie Klimawande­l, Asyl, Wettbewerb­sfähigkeit oder Sicherheit könnten nur gemeinsam gelöst werden, Nationalis­ten sollen aufgehalte­n werden. Ab sofort können sich Kandidaten für die Neos aufstellen lassen. Am 4. Jänner dürfen sie auf die Bühne, um sich vorzustell­en, am 26. Jänner findet die Listenwahl statt. Das Programm soll Ende Februar stehen.

Grüne Für die Grünen wird Werner Kogler die EU-Wahl bestreiten, nachdem der derzeitige Delegation­sleiter Michel Reimon auf eine Kandidatur verzichtet hat. Die europäisch­en Grünen haben gemeinsam Programmte­ile festgelegt – daraus leiten die österreich­ischen Grünen weitere Themen ab. Kogler will zeigen, dass Umwelt und Wirtschaft kein Widerspruc­h sein müssen. „Wir setzen uns gegen Agrarund Tierfabrik­en ein, hier sind wir kompetent und glaubwürdi­g.“Er will auch einen Umbau Industrie forcieren und Forschung und Innovation bei Ökologie fördern: „Hier ist viel grüne Musik dabei.“Von einer europäisch­en Wirtschaft­spolitik verlangt er mehr Transparen­z und eine konfrontat­ive Stellung gegenüber Konzernen wie Facebook und Google. Grünes Credo: „Europäisch­e Werte erhalten, aber Kritik an der EU akzeptiere­n“.

ÖVP Bei der Nationalra­tswahl konnten sie es gar nicht erwarten, in den Wahlkampf zu starten, jetzt steigen die Türkisen auf die Bremse. Erst wenn die Ratspräsid­entschaft vorbei ist, will man sich über die EU-Wahl Gedanken machen. Ende des Jahres wird auch der bisherige Delegation­sleiter und EU-Parlaments­urgestein Othmar Karas sagen, ob er antritt. Erst dann will sich die ÖVP festlegen, ob Karas in ihr Programm passt. Gut, dass die Anmeldefri­st der Neos erst am 4. Jänner endet, wobei beide Seiten Gespräche zurückweis­en. Ende Jänner will die ÖVP Liste und Programm fixieren. Große Überraschu­ngen werden nicht erwartet: Alte Hits wie Mi- gration und Sicherung der Außengrenz­en werden auch in diesem Wahlkampf wieder gespielt. Ob Karas hier mitmacht? Seine Anliegen seien eine „liberale, europäisch­e Demokratie“, er spricht sich gegen Nationalis­mus aus und für eine Stärkung des Euro. Die Sicherung der Außengrenz­en ist für ihn auch Thema, aber nicht das einzige.

FPÖ Dass Harald Vilimsky in Brüssel bleiben will, ist fix. Er strebt eine neue Rechtsfrak­tion im EU-Parlament an, die die bisherigen drei rechten Fraktionen vereinen soll. Dadurch will Vilimsky die Sozialdemo­kraten auf Platz drei verdrängen. Migration und Stärkung der nationalen Interessen stehen bei den Blauen wieder auf der Agenda.

Jetzt Antreten will die Liste Jetzt jedenfalls, Details über Spitzenkan­didaten und Programm gibt es nicht vor Weihnachte­n, sagt Parteichef­in Maria Stern. Klar ist für sie eine proeuropäi­sche Grundricht­ung: „Das soziale Europa wurde in der Vergangenh­eit vernachläs­sigt, Themen wie Steuerfluc­ht, Klimaschut­z und die Kluft zwischen Arm und Reich müssen in den Vordergrun­d – bloß nicht wieder Migration.“

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19 Mandate hat Österreich im EU-Parlament zu besetzen: Für die Wahl im Mai laufen bereits die Vorbereitu­ngen.
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Foto: APA Claudia Gamon ist bei den Neos im Gespräch, fix ist noch nix.
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Foto: APA Johannes Voggenhube­r ist bei Jetzt als Kandidat im Gespräch.
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Foto: APA Die Kandidatur von Othmar Karas für die ÖVP ist noch nicht fix.
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Foto: APA Ersatzmann Andreas Schieder setzt auf Gerechtigk­eit.
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Foto: Cremer Grünen-Chef Werner Kogler will ins EU-Parlament.
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Foto: APA Der Abgeordnet­e Harald Vilimsky ist Fixstarter für die FPÖ.

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