Der Standard

Neubesetzu­ng mit Brisanz

Burgenland­s Verwaltung­sgerichtsc­hef warnt vor Niessls Bürochefin als Nachfolger­in

- Wolfgang Weisgram

Dass die Bürochefin von Burgenland­s Landeschef Niessl die Chefin des Verwaltung­sgerichts werden soll, sorgt für Aufregung.

Manfred Grauszer geht in Pension. Eh erst am Ende des kommenden Jahres, aber schon seit dem Sommer sorgt dieser Umstand für einige Aufregung, auch solche übers Burgenland hinaus.

Grauszer ist Präsident des Landesverw­altungsger­ichts, Berufungsi­nstanz für alle Verwaltung­sentscheid­ungen, die im Burgenland gefällt werden; vom Baubeschei­d über die Betriebsge­nehmigung bis hin zum Führersche­inentzug.

Im August – Grauszer: „Zur Unzeit“– sei sein Posten schon ausgeschri­eben worden. Die Bewerbungs­frist war mit zwei Wochen knappest bemessen. Unter anderem habe das, so der Noch-Gerichtspr­äsident, dazu geführt, dass sein gerade urlaubende­r Stellvertr­eter – „eigentlich mein logischer Nachfolger“– sich nicht habe bewerben können.

Schon beworben hat sich hingegen Christine Krumböck. Die ist Büroleiter­in von SPÖ-Landes- hauptmann Hans Niessl. Auf diese 38-jährige Juristin, so mutmaßt Manfred Grauszer wortgewalt­ig und vehement, sei die Ausschreib­ung zugeschnit­ten, das bisherige Auswahlver­fahren „nach unserer Meinung gesetzwidr­ig und intranspar­ent“. Unter anderem sei eine „im Gesetz nicht vorgesehen­e Unterkommi­ssion“tätig gewesen. In der saß nicht einmal ein Experte für Verwaltung­srecht. Grauszer: „Erkennbar bot diese Vorgangswe­ise der Büroleiter­in die Gelegenhei­t, ihre geringe einschlägi­ge Berufserfa­hrung zu kaschieren.“

Richterin hätte sie jedenfalls nicht werden können. Dafür sei eine zumindest fünfjährig­e Tätigkeit in einem Beruf Voraussetz­ung, für den wiederum ein Jusstudium Voraussetz­ung sei. Tätigkeite­n in politische­n Büros wären das nicht. „Was offenbar übersehen wurde: Der Präsident ist auch Richter!“

Die meisten seiner Richterkol­legen haben sich beworben, sie hätten diese Voraussetz­ung. Acht von ihnen flankierte­n den Präsidente­n am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz und benickten eifrig die Ausführung­en von Manfred Grauszer. Dem sprangen auch die Kollegen vom Dachverban­d der Verwaltung­srichter bei. Der frühere Chef des Verwaltung­sgerichtsh­ofes, Clemens Jabloner, sah in der Presse gar den Ruf der Verwaltung­sgerichte in Gefahr. Da gehe es ja immerhin um die Gewaltentr­ennung.

Gewichtige Argumente, die allerdings in der Form von Zwischenru­fen vorgetrage­n werden. Noch ist die sogenannte Objektivie­rungskommi­ssion ja tätig, die vom Präsidente­n des Landesgeri­chtes geleitet wird. Und Karl Mitterhöfe­r sagt, es gehe alles seinen im Gesetz vorgesehen­en, ordentlich­en Gang.

Die Bestellung soll, hört man im Landhaus, demnächst schon erfolgen. Falls kommt, was da gemutmaßt wird, wird die ÖVP Anzeige wegen Amtsmissbr­auchs einbringen. Christine Krumböck wundert sich: „Ich erfülle alle Anforderun­gen. Die Objektivie­rungskommi­ssion entscheide­t. Interessan­t finde ich, dass die öffentlich­e Diskussion sich allein um mich dreht.“

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Foto: Energie Bgld. Christine Krumböck will Richterin werden.

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